Christoph Sumann (47) wurde einst bekannt, weil er die Medaillen um den Hals und das Herz immer auf der Zunge trug. Mit seiner Erfahrung und nahbaren Art will der ehemalige Biathlet nun im Rahmen der "Young Athletes" dem Nachwuchs den Weg in den Profizirkus weisen. Das Projekt wurde von der Sportunion ins Leben gerufen und soll österreichweit pro Jahr 130 Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren aus diversen Sparten unterstützen. Das Zentrum für die Steiermark (19 Athleten) und Kärnten (10) ist in der Hüttenbrennergasse in Graz angesiedelt.

"Mit dem Projekt wollen wir Rahmenbedingungen für einen guten Übergang vom Nachwuchs in die allgemeine Klasse schaffen", sagt Union-Chef Stefan Herker. Zu viele werfen auf der Schwelle zum absoluten Spitzensport das Handtuch. "Es wird immer schwieriger, auch in großen Disziplinen, junge Leute nachzuführen." Unterstützt werden die Teilnehmenden und ihr Umfeld in den Bereichen Sportwissenschaft, Ernährung, Sportpsychologie, Mentaltraining und beim Umgang mit den (sozialen) Medien, erklärt Projektleiter Herwig Reupichler.

Norwegen als Vorbild

Am kommenden Samstag wird "Sumi" die Athleten in Graz begrüßen und findet dramatische Worte: "Wir haben in Österreich generell das Problem, dass wir in ein Inseltum verfallen. Wir sind auf keinen Fall eine Sportnation und die Steiermark nicht das Sportland Nummer eins. Wir haben im Nachwuchs nicht die Masse, vielleicht noch im Fußball." Daher ist der Projektansatz ein polysportiver, das Spezialistentum würde hierzulande dem Nachwuchs zu früh aufgezwungen werden, sagt der ehemalige Weltklasseathlet. Norwegen sei mit der Affinität der Bevölkerung zum Sport ein Vorbild.

Christoph Sumann sieht Handlungsbedarf im Nachwuchsbereich
Christoph Sumann sieht Handlungsbedarf im Nachwuchsbereich © GEPA pictures

"Die gesamte Bevölkerung ist dort polysportiv unterwegs und Norwegen ist in allen Sportarten in der Weltspitze. Sie haben eine andere Herangehensweise an die Thematik Bewegung." Zudem würde im skandinavischen Land das Vereinswesen mehr geschätzt und gelebt. Kinder würden mit Bewegung und vielen Sportarten aufwachsen, die Selektion oft erst im Alter von etwa 18 Jahren erfolgen. "Wenn bei uns Sportler mit zwölf, 13 Jahren gut sind, werden sie in Watte gepackt, und man hofft, dass sie durchbeißen."

Vorreiterrolle verloren

Lange wäre Österreich bei der Nachwuchsarbeit in der Vorreiterrolle gewesen, erklärt Sumann. Nun läuft die Alpenrepublik hinterher, weil die Masse fehlt. "Vorgemacht hat es Marcel Hirscher mit seiner Familie und alle haben es nachgemacht. Die Verbände haben dieses System auch noch gefördert."

In den Zentren Graz, Wien, Innsbruck und Salzburg sollen nur Sportler unterstützt werden, die noch nicht im Umfeld eines Nachwuchs- oder Leistungszentrums unterstützt werden. "Wir wollen den Teilnehmenden in einem Jahr das nötige Rüstzeug geben, mit dem sie auf dem Weg zur allgemeinen Klasse arbeiten können, und sie auch motivieren", sagt Reupichler. Am 4. März fällt in Graz der Startschuss für das für drei Jahre geplante Projekt.