Gegen den amtierenden Weltmeister hat es sich im Halbfinale für die Löwen vom Atlas ausgebrüllt – vorerst zumindest. Dem ersten afrikanischen Semifinalisten bleibt noch das Spiel um Platz drei am Samstag gegen Kroatien (16 Uhr, Servus TV), in dem Teamchef Walid Regragui jenen Profis Einsatzzeit verschaffen möchte, die bisher zuschauen mussten. Sportlich interessanter ist ohnehin die Zukunft des marokkanischen Teams. Können sich die Afrikaner an der Spitze etablieren oder werden aus den Löwen schnell Eintagsfliegen?

Zumindest für den Afrika-Cup 2024 gibt Regragui ein klares Ziel aus: "Ich bin ehrgeizig, wir wollen ihn gewinnen", erklärte der Teamchef und sieht genug Qualität in seinem Kader. "Wir sind weiter gekommen als Brasilien, Spanien oder Deutschland. Damit haben wir den Afrikanern gezeigt, dass man mit den Großen mithalten kann. Aber wir müssen diese Leistungen regelmäßig zeigen und beweisen, dass es kein Zufall war."

Überraschungen gab es in der WM-Geschichte immer wieder, 2002 standen die Türkei und Südkorea im Halbfinale, acht Jahre zuvor Schweden und Bulgarien. Nachhaltig erfolgreich bei WM-Endrunden oder auf kontinentaler Ebene war man in Folge aber kaum. "Wir wollen uns für jede WM qualifizieren, damit es für die Menschen in Zukunft normal ist", hofft Regragui auf eine Fortsetzung des Erfolgsweges.

Dennoch wird es äußerst schwierig, die gezeigten Leistungen und frenetisch gefeierten Erfolge dieser Weltmeisterschaft irgendwann zu wiederholen. Marokko begeisterte nicht nur eigene Fans, sondern auch Hunderttausende rund um den Globus – auch beim 0:2 gegen Frankreich. "Meine Spieler haben sich von ihrer besten Seite gezeigt", wusste auch Regragui. Als klassischer Außenseiter besiegten die Afrikaner Spitzenteams wie Portugal, Spanien und Belgien, brachten mit Tormann Bono einen neuen WM-Helden hervor und hatten die gesamte arabische Welt, wenn nicht sogar den ganzen Kontinent hinter sich. "Ich habe den Spielern gesagt: Ich bin stolz auf sie. Der König ist auch stolz auf sie, das ganze marokkanische Volk ist stolz auf sie."