Belgiens Fußball-Nationalmannschaft hat bei der WM in Russland Rang drei belegt. Die Mannschaft von Teamchef Roberto Martinez setzte sich am Samstag in St. Petersburg im bei den Spielern wenig beliebten "kleinen Finale" gegen England durchaus verdient 2:0 (1:0) durch. Die "Roten Teufel" schafften Historisches, schnitten noch besser ab als bei der WM 1986, als man Rang vier belegt hatte.
Den Sieg leitete Thomas Meunier (4.) schon in der Anfangsphase ein. Es war das sechste Länderspieltor des 26-Jährigen, für den damit eine Serie weiterging. Immer wenn der PSG-Defensivspieler im Teamdress traf, gab es in der Folge auch einen belgischen Sieg. Das war zuvor auch in der Qualifikation für die Russland-WM bei den Siegen gegen Estland (8:1), Gibraltar (9:0/3) und Bosnien-Herzegowina (4:3) der Fall gewesen. Eden Hazard machte in der Schlussphase mit dem 2:0 (82.) den Sack zu.Die Belgier gewannen damit auch das zweite direkte Duell mit England im Turnierverlauf ohne Gegentreffer, nachdem es im dritten Gruppenspiel im Aufeinandertreffen zweier "B-Teams" einen 1:0-Erfolg gegeben hatte. Für die Engländer gab es wie auch schon 1990 eine Niederlage im Kampf um Rang drei. Unzufrieden muss das Team aber nicht sein, Platz vier ist das zweitbeste WM-Abschneiden aller Zeiten. Besser klassiert war man nur beim einzigen WM-Titel 1966. Zudem dürfte sich Harry Kane den "Goldenen Schuh" für den besten WM-Torschützen sichern.
Aufseiten der Belgier gab es mit der Hereinnahme des beim Halbfinal-0:1 gegen Frankreich gesperrt gewesen Meunier und Youri Tielemans anstelle von Marouane Fellaini nur zwei Änderungen in der Startelf. Die Engländer begannen hingegen mit Danny Rose, Eric Dier, Phil Jones, Fabian Delph und Ruben Loftus-Cheek mit fünf frischen Kräften im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Kroatien nach Verlängerung und mit 25 Jahren und 174 Tagen mit ihrer jüngsten Startformation bei der WM überhaupt. Das wirkte sich nicht positiv aus, das Team wirkte vor allem vor der Pause alles andere als eingespielt und ideenlos.
Die Belgier verzeichneten im Spiel, das eigentlich keiner spielen wollte, wie einige Akteure im Vorfeld betont hatten, hingegen einen Traumstart. Nach einer Chadli-Hereingabe setzte sich Meunier in der Mitte im Duell mit Rose durch und beförderte den Ball irgendwie mit dem Knie über die Linie. Nicht einmal vier Minuten waren da gespielt, es war Belgiens schnellster Treffer bei einer WM überhaupt.Das war nicht das einzig Besondere daran. Mit dem Meunier-Tor haben zehn verschiedene belgische Akteure in Russland ein Tor erzielt. Belgien egalisierte damit den bisherigen WM-Rekord von Frankreich (1982) und Italien (2006). Sonst war chancenmäßig nicht viel los, die Belgier waren vor allem darauf bedacht, den Vorsprung zu verwalten, hätten aber auch zweimal nachlegen können. Bei einem abgefälschten De-Bruyne-Schuss ließ sich Tormann Jordan Pickford nicht überraschen (12.), ein Volleyabschluss des aufgerückten Toby Alderweireld ging knapp über das Tor (35.).
Englands einzige gefährliche Aktion vor dem Seitenwechsel war ein Schuss von Harry Kane, der aus bester Position knapp innerhalb der Strafraumgrenze neben das Tor ging (24.). Teamchef Gareth Southgate versuchte zur Pause mit der Hereinnahme von Marcus Rashford und Jesse Lingard neue Impulse zu setzen. Die "Three Lions" hatten mehr Ballbesitz, machten deutlich mehr Druck als zuvor, taten sich aber weiter schwer damit, Topchancen zu generieren. Erst in der 70. Minute lag der Ausgleich so richtig in der Luft. Bei einem Dier-Heber konnte aber Alderweireld in höchster Not knapp vor der Linie klären. Bei einem Maguire-Kopfball fehlte nicht viel (74.).
Da Belgien auf der anderen Seite die Konter nicht effizient zu Ende spielte, und Pickford bei einem Meunier-Volley-Kracher glänzend reagierte (80.), blieb es spannend. In der 82. Minute war aber alles klar. Hazard traf nach De-Bruyne-Zuspiel. Der sechste Sieg von Lukaku und Co. im Turnierverlauf war Gewissheit. So viele Erfolge hatte es für die Belgier bei einer WM zuvor noch nie gegeben, vier bei der Auflage 2014 in Brasilien waren das Höchste der Gefühle gewesen. Martinez bekam also nachträglich ein Geschenk anlässlich seines 45. Geburtstages am Freitag.