Sie ist den Österreichern wohl einigermaßen geglückt, die Wiedereroberung des Selbstvertrauens nach dem misslungenen Auftakt in die WM-Qualifikation. Zumindest vermittelten die Spieler nach der knappen 0:1-Niederlage gegen England ihr subjektives Gefühl, mit diesem Match eine Aufwärtsbewegung vollzogen zu haben. Aleksandar Dragovic zog jedenfalls ein positives Fazit aus der Partie. „Wir können viel Positives mitnehmen. Wir haben sehr gute Phasen gehabt. In der zweiten Hälfte sind die Fans immer ruhiger geworden, das war ein gutes Zeichen für uns“, meinte der Routinier, der nur einen Umstand bedauerte. „Es ist nur nicht gelungen, den Ball über die Linie zu bringen.“

Sasa Kalajdzic hätte einer jener Akteure sein können, um dies auch umzusetzen, doch der Stürmer hatte auch Pech. Denn gleich zweimal stand der Stuttgart-Legionär im Blickpunkt. In der Anfangsphase wurde der Zweimeter-Mann von Mings niedergecheckt, der Elferpfiff blieb aber aus. Kalajdzic reklamierte nicht, erklärte aber, an die Attacke von Rüdiger gegen De Bruyne im Champions-League-Finale erinnert worden zu sein. „Vielleicht war es englische Härte, die man durchgehen ließ.“ Vor dem Angriff, der zum 1:0 Englands führte, war Kalajdzic gemäß dem TV-Bild wohl unfair vom Ball getrennt worden. Er selbst sah es nicht so. „Es war eher kein Foul.“

Zu den Gewinnern des Abends gehört zweifellos Daniel Bachmann. „Ich glaube, ich habe meine Leistung gebracht, so wie ich es auch schon bei Watford tue. Ich hoffe, ich habe mich empfohlen und werde im Training weiter Gas geben. Die Aktion gegen Harry Kane hat zwar nach Hochrisiko ausgesehen, ich glaube aber, dass ich alles unter Kontrolle gehabt habe“, sagte der Torhüter nach seinem starken Premierenauftritt im österreichischen Nationalgehäuse. Etwas später kam eine erste Bestätigung von höchster Stelle. „Er hat seine Chance genützt“, erklärte Teamchef Franco Foda, wollte sich aber noch nicht festlegen. „Wir haben ihm die Chance gegeben, sich zu zeigen. Das hat er verdient. Wir haben auf der Torwart-Position aber auch unseren klaren Plan. Den ziehen wir bis zum Ende durch.“

Das Team "liegt voll im Plan"

Foda erklärte sich ansonsten mit der Leistung seiner Mannschaft im Großen und Ganzen so halbwegs einverstanden. „Am Anfang hatte das englische Team etwas Übergewicht. Aber je länger es gedauert hat, desto besser haben wir ins Spiel gefunden. In den letzten 30 Minuten haben wir sehr gut nach vorne gespielt und wir hätten uns den Ausgleich verdient gehabt“, sagte Foda, der durchaus zuversichtlich nach vorne blickt.

„Über weite Strecken war das Spiel zufriedenstellend. Wir liegen voll im Plan. Wir haben diese Woche gut trainiert, das hat die Mannschaft dann auch teilweise auf dem Platz gezeigt. Man bekommt gegen eine absolute Topmannschaft normal nicht so viele Chancen. Wir hatten drei, vier, da muss man dann auch eine verwerten“, wies Foda auf die markanteste Schwachstelle hin. „Gegen Dänemark hatten wir nicht so viele klare Torchancen, so ehrlich muss man sein. Heute war das schon besser“, erkannte er aber auch hier eine Steigerung.

Am Sonntag folgt der letzte Test vor der Euro in Wien gegen die Slowakei, ehe Österreich eine Woche später mit dem Spiel gegen Nordmazedonien in die Endrunde startet.