Es hatte sich schon nach dem historischen Triumph in der NV-Arena von St. Pölten angedeutet. Immerhin bekam Teamchef Werner Gregoritsch von seinen Spielern des österreichischen U21-Nationalteams nur eine Wasserdusche verabreicht. Und auch in der Kabine floss keineswegs das Bier in Strömen. Nur angestoßen wurde auf die erstmalige EM-Teilnahme. Und gesungen. Gregoritsch selbst gab seine Version von Harry Belafontes „Banana Boat Song (Day-o)“ zum Besten. „In meiner Jugend habe ich sehr gut gesungen, sogar beim Chor im Grazer Dom“, meinte der überglückliche Steirer, der nach Schlusspfiff von A-Teamchef Franco Foda („Großes Kompliment an Werner. Man sieht bei ihm, dass sich Kontinuität auszahlt. Für Österreichs Fußball ist das extrem gut“) beglückwünscht wurde, mit einem breiten Grinsen.

Es sollten nicht die einzigen an diesem Abend bleiben. „Ich habe knapp 700 Nachrichten auf dem Handy bekommen, dazu mehr als 300 E-Mails. Egal ob ehemalige Spieler, Trainer, Funktionäre, Freunde oder alte Weggefährten – alle waren da dabei. Endlich hat die U21 den Stellenwert, den sie sich verdient“, sagt Gregoritsch stolz. Unmittelbar nach dem Spiel wurden die Spieler entlassen und machten sich auf den Weg nach Wien, wo relativ gemütlich gefeiert wurde. Immerhin mussten einige wie Kapitän Philipp Lienhart (Freiburg) oder Konrad Laimer (Leipzig) schon um 6 Uhr früh wieder in das Flugzeug steigen, um zu ihren Vereinen zurückzukehren. Nur Maximilian Wöber („Sich mit der U21 für eine Endrunde zu qualifizieren, ist vielleicht sogar schwieriger als mit dem A-Team“) muss erst heute nach Amsterdam zu Ajax retour.

Noch gemütlicher ging es für Gregoritsch zur Sache. Gemeinsam mit dem Betreuerstab und seiner Gattin ging es mit dem Bus ins Mannschaftshotel von Bad Erlach. Dort klang der Abend in der Hotelbar bei etwas Bier und Wein gemütlich aus. Das Geschenk von ÖFB-Präsident Leo Windtner, eine Flasche selbst gebrannter Schnaps, blieb vorerst verschlossen und wird für „einen ganz besonderen Moment“ aufgehoben. Um 1.30 Uhr ging Gregoritsch schlafen. Gestern erfolgte die Rückkehr in die steirische Heimat, wo er in der Sauna noch einmal den Erfolg Revue passieren ließ, aber bereits den Fokus auf die Zukunft richtete. Bereits heute reist der 60-Jährige mit Pressechefin Iris Stöckelmayr und Teammanager Werner Germ nach Bologna, wo am Freitag die EM-Vorrundengruppen ausgelost werden. Das soll auch dazu genutzt werden, um hochkarätige Testspiele für die zwei Lehrgänge im März und Juni zu fixieren. Einen Wunschgegner bei der Europameisterschaft gibt es schon. „Deutschland hätte ich schon gern“, gibt Gregoritsch zu. Wöber geht sogar noch einen Schritt weiter: „Da sind lauter Topnationen dabei. Aber schön wäre es, wenn wir Deutschland schlagen.“

"Amore mio"

Den Titelverteidiger, der auch 2019 wieder zu den Topfavoriten zählen wird, zu besiegen, würde bestimmt eine Euphorie im Land auslösen. Und diese soll sich bis nach Italien und San Marino ausbreiten, wenn es nach Leo Windtner geht. Der ÖFB-Präsident ließ sich dank der 2861 Zuseher in St. Pölten, für ein U21-Länderspiel ein durchaus stattlicher Besuch, zu einer enthusiasmierten Prognose verleiten: „Ich bin überzeugt, dass es 2019 eine rot-weiß-rote Fankarawane in Richtung Italien geben wird. In unserem Nachbarland werden wir so manches Heimspiel haben.“

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Bis dahin gilt es, noch einiges an Organisationsarbeit zu erledigen. Sehr wahrscheinlich dürfte die Vorbereitung in Österreich über die Bühne gehen. Während der Endrunde müssen die Teilnehmer im Austragungsland logieren. So ist es von der UEFA vorgeschrieben. Sprachlich begibt sich die Mannschaft auf Neuland. Die Italienisch-Kenntnisse des Teamchefs beschränkten sich auf „Amore mio“. Dabei hatte Gregoritsch aber den Blick auf seine Gattin gerichtet.