Es ist die dringliche Anfrage, die sich die Fangemeinde des österreichischen Fußballteams nach der ersten Niederlage dieser WM-Qualifikation stellt: „Müssen wir uns Sorgen machen?“ Die Antwort kann denkbar knapp ausfallen: „Noch nicht.“ Aber was ist, wenn …? Das Match von Belgrad gegen Serbien offenbarte die aktuellen Schwachstellen, die laut Ergebnis letztlich Oberwasser bekamen, doch es ließ auch Stärken bzw. Tugenden erkennen, die einst im Zusammenhang mit einer rot-weiß-roten Nationalmannschaft nicht einmal angedacht worden waren.

Die Schwächen

Das Defensivverhalten, das in der EM-Qualifikation geradezu vorbildlich funktioniert hatte, musste von den Serben vor allem in der ersten Hälfte als Einladung interpretiert werden. Der weit offene Platz zwischen Mittelfeld und Abwehr wurde dem Gegner praktisch als Spielwiese überlassen, wenn sie ihren Offensivdrang ausleben wollten. Die Verteidigung war damit heillos überfordert. David Alaba ist sehr weit von seiner Bestform entfernt, auch wenn Teamchef Marcel Koller Gegenteiliges behauptet. Julian Baumgartlinger ist häufig die mangelnde Spielpraxis anzumerken, und Zlatko Junuzovic kommt derzeit überhaupt nicht vom Fleck.

„Wir haben die Kompaktheit vermissen lassen“, erkannte Koller, der am Montag das Match schon per Video analysiert hatte, die Problemzone. Der Schweizer appelliert an die Einstellung und das Bewusstsein seiner Kicker, die Wege zurückzugehen. „Ich kann es nicht in sie reinprügeln, oder hilft es, wenn man Drohungen ausspricht?“ So hat das Team schon jetzt einen Treffer mehr erhalten als in der gesamten EM-Qualifikation (6).

Einige Wünsche offen ließ auch die Effizienz, die Serben erspielten sich in diesem Punkt einen klaren Vorteil. Sie nützten ihre Chancen, während die Österreicher einige Top-Möglichkeiten ausließen und neuerlich nie in Führung gingen.

Die Stärken

Wie schon gegen Wales zeigte das Team große Moral, ließ sich von Gegentoren nicht aus dem Konzept bringen, sondern zeigte sich auch auswärts stets um die Spielkontrolle bemüht. Das Positive an den Tor-Gelegenheiten ist, dass sie herausgespielt wurden, und wiederum konnte ein Rückstand zweimal egalisiert werden. Es hätte freilich auch ein drittes Mal geschehen können.

Koller sah zwei Elferfouls (an Sabitzer und Arnautovic) und wies auf den Rückpass eines Serben in der Nachspielzeit hin. Hier wäre ein indirekter Freistoß aus rund sechs Metern zu geben gewesen. Der Torhüter hatte den Ball gefangen. Das Spiel hinterließ zudem in Kombination mit dem starken serbischen Auftritt ein ziemlich attraktives Gesamtbild. Die einst oft gezeigte Hilflosigkeit ist definitiv Geschichte.

Die Zukunft

Österreich steht am 12. November im Heimspiel gegen Irland nun unter dem Druck, gewinnen zu müssen. Dass sich die persönliche Situation so mancher Spieler bei ihren Klubs bis dahin gravierend ändert, erwartet auch Koller nicht. Die angeschlagen ausgewechselten Baumgartlinger und Dragovic sowie Kevin Wimmer werden kaum Praxis erhalten. „Man kann nicht davon ausgehen, dass alle überall spielen“, so der Teamchef. Was die Angesprochenen sowie Junuzovic betrifft, bemühte Koller wiederum das „Vertrauen“ in die Qualitäten der Kicker. Änderungen (Schöpf in der Startformation, etc.) schloss der Nationaltrainer aber schließlich doch nicht aus: „Es ist nichts in Stein gemeißelt.“