Nicht nur das A-Team, auch die U21-Auswahl des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) befindet sich derzeit auf einem historischen Hoch. Dank des 2:0-Heimsieges in der EM-Qualifikation gegen Finnland am Freitagabend ist die Mannschaft von Trainer Werner Gregoritsch schon elf Spiele unbesiegt. Laut Goalgetter Michael Gregoritsch zeige das, "dass wir eine sensationell starke Truppe sind."

Vier Spiele in der EM-Quali, vier Siege in der Qualifikations-Gruppe 7 - besser könnte die Bilanz nicht sein. Darüber hinaus ist der aktuelle Jahrgang 1994-plus seit Oktober 2014 ungeschlagen (neun Siege, zwei Unentschieden). Jahrgangsübergreifend ist die U21 unter Gregoritsch sogar 15 Mal nicht als Verlierer vom Platz gegangen. Zuletzt unterlag man am 5. März 2014 in der EM-Qualifikation Albanien (1:3 in Graz). Damit übertraf Gregoritsch seinen Kollegen Manfred Zsak, in dessen Trainerperiode die ÖFB-U21 von März 2007 bis Oktober 2008 14 Mal en suite ohne Niederlage geblieben ist.

Punktegleicher Tabellenführer

Am Dienstag (18.00 Uhr/live ORF Sport plus) steht nun der Schlagabtausch mit dem punktegleichen Co-Tabellenführer Deutschland am Programm. Inklusive des Showdowns in Fürth sind noch sechs Gruppenspiele zu bestreiten. Zumindest Träume von der Endrunde 2017 in Polen sind teamintern aber nicht verboten. "Wenn wir uns nicht spätestens jetzt das Ziel setzen, dass wir da dabei sein wollen, wann dann?", fragte Gregoritsch junior, der das in der zweiten Hälfte numerisch überlegene ÖFB-Team gegen Finnland in der 77. Minute auf die Siegerstraße gebracht hatte.

Dabei war der Einsatz des HSV-Legionärs, der bei sieben Quali-Treffern hält, aufgrund einer massiven Verhärtung im rechten Oberschenkel lange auf der Kippe gestanden. Am Donnerstag hatte er sein einziges Training mit der Mannschaft absolviert, am Matchtag gewissermaßen in letzter Minute erst den Fitnesstest bestanden. Schließlich brachte ihn sein Vater in der 65. Minute. Eine nicht risikofreie Entscheidung, wie er nachher erklärte: "Wenn ich ihn einwechsle und er verletzt sich nach fünf Minuten, sagen die in Hamburg, der Vater ist deppert."

"Die kleinen Wehwehchen, die hat man. Das war leider etwas mehr in der Woche", sagte der Kurzarbeiter selbst. Ein spezieller Dank ging daher an Physiotherapeuten Johannes Handler und Masseur Thomas Schmal, die wegen der beleidigten Muskelpartie Extraschichten schoben. "Ich weiß nicht, ob sie mich jetzt schon adoptieren wollen, weil ich jeden Tag mein Mittagsschlaferl auf ihrer Bank gemacht habe", scherzte Gregoritsch. Als therapeutisch wertvoller Talisman erwies sich zudem eine Kinesiotape-Funktionshose, die er sich von Austria-Mittelfeldspieler Alexander Grünwald borgte.

Vile Stützen fehlten

Dank vereinten Kräften war Gregoritsch am Ende also bereit für einen Kurzeinsatz - auf andere Stützen wie Florian Grillitsch, Valentino Lazaro, Louis Schaub, Christian Gartner und Sinan Bytyqi musste sein Vater aber definitiv verzichten. Dass die Österreicher den gut organisierten Finnen trotzdem ihr Spiel aufzwingen konnten und letztlich den Sieg holten, zeuge jedoch von Reife.

"Man sieht einfach, dass wir ein sehr, sehr guter Jahrgang sind. Das sind nicht nur die Namen, die überall bei großen Clubs spielen, sondern das ist auch die Qualität, die wir dann auf dem Platz zeigen", analysierte Michael Gregoritsch. "Du musst auch solche Spiele gewinnen, in denen es nicht so gut läuft und der Gegner tief steht", stellte Alessandro Schöpf zu der zähen Partie in der Wiener Generali-Arena fest.

Und jetzt Deutschland

In drei Tagen soll Deutschland mit dem gewachsenen Selbstvertrauen des Gregoritsch-Teams Bekanntschaft machen. Knapp drei Stunden vor Ankick des Testspiels der A-Mannschaft gegen die Schweiz im Happel-Stadion geht es für die Nachwuchstalente im Stadion am Laubenweg um "Big Points" im Kampf um die erstmalige ÖFB-EM-Teilnahme. Mit dem gelb-gesperrten Kapitän Dominik Wydra fehlt eine weitere Stammkraft. "Wir werden uns aber auch dafür was einfallen lassen", sagte Gregoritsch, der am Samstag den nach einer Bänderverletzung im Knöchel wieder genesenen Lazaro von Red Bull Salzburg nachnominierte.