Sie sind bereits zwei Mal zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt worden, waren aber bei der Gala nie persönlich anwesend. Wie sieht es heuer aus?
DAVID ALABA: Auch diesmal wird das nichts. Wir sind schon in Frankfurt, weil das nächste Bundesliga-Spiel am Freitag stattfindet. Aber es wäre etwas ganz Besonderes, erneut zu gewinnen.

Sie haben Anna Fenninger nach ihrer Verletzung Glückwünsche übermittelt. Haben Sie schon direkt Kontakt aufgenommen?
ALABA: Noch nicht. Ich wollte abwarten, bis sich alles beruhigt.

Der FC Bayern hat mit zehn Siegen einen neuen Bundesliga-Startrekord hingelegt und gegen Köln den 1000. Bundesliga-Erfolg gefeiert. Was bedeutet Ihnen das?
ALABA: Es ist schön, dabei sein zu dürfen. Die vierte deutsche Meisterschaft in Folge ist das Ziel. Das hat noch niemand geschafft.

Sie sind ein gläubiger Mensch. Wie gehen Sie damit um, wenn Pep Guardiola Sie als Gott bezeichnet?
ALABA: Ich weiß, wie er es meint. Gott bin ich nicht.

Er hat Ihre Vielseitigkeit angesprochen, weil Sie beinahe alle Positionen spielen können. Wo fühlen Sie sich am wohlsten?
ALABA: Im Mittelfeld und links hinten. Der offensive Drang nach vorne taugt mir.

Sie entwickeln sich immer mehr zum Führungsspieler bei den Bayern. Sind Sie der Kapitän der Zukunft?
ALABA: Ich bin kein Spieler, der wild herumschreit oder in der Kabine Wirbel macht. Aber ich versuche auf dem Platz, mit meinem Spiel Verantwortung zu übernehmen.

Sind Sie nach Ihrer im Frühjahr erlittenen Knieverletzung schon wieder bei 100 Prozent?
ALABA: Ich komme langsam wieder in den Rhythmus, habe aber sicher noch Luft nach oben.

Sie bestreiten auch alle Spiele.
ALABA: Das ist mein Anspruch.

Im Gegensatz zu Ihrem verletzten Kumpel Franck Ribery.
ALABA: Er fehlt uns allen. Franck hat Schritte nach vorne gemacht. Wir alle warten auf ihn und freuen uns, wenn er wieder mit uns auf dem Platz steht.

Ihr Marktwert beträgt 45 Millionen Euro. Wie fühlt man sich als teuerster Verteidiger der Welt?
ALABA: Ich habe das auch mitbekommen. Es ist sicherlich eine Ehre, aber dafür trainiert man jeden Tag sehr hart.

Darüber hinaus bezeichnet Sie Matthias Sammer als Jahrhunderttalent. Wie bleibt man da als junger Spieler auf dem Boden?
ALABA: Ich weiß schon, dass ich gut bin. Sonst wäre ich nicht hier, das ist mir bewusst. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich immer versuche, ich selbst zu sein. Wenn das gut ankommt, ist es schön. Mein Umfeld mit Familie und Freunden, mit denen ich aufgewachsen bin, ist sehr gut.

Wie werden Sie bei den Bayern wahrgenommen, seit sich Österreich für die EM qualifiziert hat?
ALABA: Am Anfang bin ich immer mit Niederlagen vom Team zurückgekommen, jetzt mit Siegen. Wir werden viel positiver wahrgenommen. Sogar Thomas Müller hat sich sehr mit mir gefreut.

Ist Arjen Robben nach der verpassten Qualifikation mit den Niederlanden jetzt der Arme?
ALABA: Ich weiß, wie es ist, deshalb sage ich nichts dazu (lacht).

Österreich liegt bald auf Platz zehn der Weltrangliste. Zu Recht?
ALABA: Wenn man 28 von 30 Punkten macht, kommt das nicht von ungefähr. Wir haben Spieler in der Mannschaft, die individuelle Klasse haben und Spiele entscheiden können. Defensiv stehen wir gut. Es passt alles.

Welchen Anteil am Aufschwung hat Marcel Koller?
ALABA: Das Potenzial war auch schon früher da, aber er hat eine Mannschaft aus uns gemacht und uns in allen Belangen weiterentwickelt. Auch der menschliche Aspekt ist ganz wichtig. Alles zusammen macht den Erfolg aus.

Was sind Ihre Ziele?
ALABA: Mit Bayern in allen Bewerben ganz oben stehen. Die EM ist noch weit weg, das lassen wir auf uns zukommen.

Sie haben Herbert Prohaska nach dem Nationalteam-Spiel gegen Liechtenstein bei den Jubelfeiern die Jacke kaputt gemacht.
ALABA: Wirklich?

Ja, wie er sagt, seine einzige.
ALABA: Wie, seine einzige? Hör auf, geh geh geh!

Werden Sie ihm eine neue Jacke besorgen?
ALABA: Ich frage ihn das nächste Mal, ob wir durch die Kärntner Straße gehen sollen (lacht).

INTERVIEW: MICHAEL LORBER