Marcel Koller jubelte unmittelbar nach dem Schlusspfiff im von kollektiver Begeisterung erfüllten Happel-Stadion in ungewohntem Überschwang, hatte sich aber nach dem ersten Siegestaumel bald wieder unter seine Schweizer Gefühlskontrolle gebracht. "Ich möchte festhalten, dass wir uns noch nicht qualifiziert haben", warnte der Teamchef vor übereilten Vollzugsmeldungen. Dennoch räumte Koller diesem ersten Erfolg über Russland (bzw. Sowjetunion) nach 47 Jahren einen großen Stellenwert ein. "Der Sieg ist hoch einzuschätzen. Es ist schon eine fantastische Sache, so ein Spiel zu gewinnen. So etwas fördert das Selbstvertrauen weiter." Doch sei es nur ein "kleiner Moment", denn es folge wieder eine lange Pause. "Und dann müssen wir dazuschauen, um wieder auf diesen Level zu kommen."

Matchwinner war wie schon gegen Montenegro Rubin Okotie, der sich nun nach einer langen Leidensgeschichte in den Vordergrund spielte. "Es ist ein Märchen, wie er zurückgekommen ist", meinte auch Koller, und der Stürmer selbst verstieg sich in eine "Explosion der Gefühle", wie er seine Freude beschrieb. "Ich habe mich maßlos geärgert, weil für mich der Ball schon zuerst klar hinter der Linie war. Dann ist der weite Pass gekommen, und den wollte ich unbedingt reinmachen. Es ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl, nicht nur für mich, sondern für das gesamte Team", so der Stürmer.

Alle spielen für Österreich

Die Spieler legten durchwegs Wert auf die Feststellung, dass sie es mit einem harten Brocken zu tun hatten. "Die Russen sind die stärksten Gegner in unserer Gruppe", meinte Martin Harnik, dessen Gerechtigkeitssinn ebenfalls zufriedengestellt wurde. "Wir haben die richtige Antwort auf das zuerst nicht gegebene Tor geliefert." Martin Hinteregger betonte die gegenseitige Unterstützung. "Es war von mir keine Toppartie, aber mit dem überragenden Aleksandar Dragovic an meiner Seite ist alles gut gegangen", erklärte der Verteidiger. Von den Gefühlen übermannt wurde Marko Arnautovic. "Es ist ein überragendes Gefühl, was heute passiert ist. Der Ausfall von David Alaba war kurze Zeit ein Schock, aber dann sind wir noch enger zusammengerückt."

Noch größer war der Jubel, als im Prater-Oval die anderen Ergebnisse der Gruppe G eintrudelten: Denn Schweden musste sich in Montenegro trotz früher Führung durch Ibrahimovic (9.) mit einem 1:1 zufrieden geben - Jovetic glich per Elfer aus (80.). Österreich hat damit nach vier Runden vier Punkte Vorsprung. Und in Chisinau gelang Liechtenstein eine kleine Überraschung: Die Elf des Steirers Rene Pauritsch besiegte die Republik Moldau 1:0 - Goldtorschütze war Kapitän Burgmeier (74.). 

Bevor Österreich im März auf Liechtenstein trifft, kommt es am Dienstag zum Finale in aller Freundschaft gegen Brasilien - ein würdiger Abschluss für ein erfolgreiches Jahr. Die Südamerikaner haben es sich in Wien inzwischen schon bestens eingerichtet.