Leicht wird man des slowenischen Teamchefs dieser Tage nicht habhaft. Seit der ebenso erfolgreichen wie sensationellen Qualifikation für die Fußball-WM 2010 in Südafrika jagt bei Matjaz Kek ein Termin den anderen. Daher lehnt er den Vorschlag, sich am Ort des Triumphes, dem Marburger Stadion zu treffen, auch ab. "Vom Stadion hab ich jetzt einmal drei Wochen genug", lacht er.

Herr Kek, wir sitzen hier am Fuße des Bachern, wo im Jänner jährlich die "Golden Fox"-Rennen stattfinden. Es scheint, als wären Sie in Slowenien zur Zeit der goldene Fuchs.
MATJAZ KEK: Nein, das ist ein bisschen übertrieben. Wir haben ein gutes Resultat geliefert und fahren zur WM. Aber das Größte bei all dem sind immer noch die Spieler. Außerdem haben nicht viele an mich geglaubt, als ich Anfang 2007 Teamchef geworden bin. Darum kann ich den Erfolg jetzt auch gut einordnen. Von der Euphorie zur Tragödie ist es nur ein kleiner Schritt.

Die Euphorie um das Team ist aber dennoch gewaltig, oder?
KEK: Ja. Vor allem in diesen schwierigen Zeiten brauchen die Leute so etwas. Und wenn dann ein kleines Land wie Slowenien so einen großen Erfolg feiert, ist die Euphorie natürlich riesengroß. Aber schon bald ebbt das ab und dann müssen wir uns auf die kommenden Aufgaben konzentrieren.

Welche Rolle kann Slowenien bei der WM spielen?
KEK: Sicher sind wir in Südafrika nur Außenseiter. Meine Spieler spielen alle im Ausland in guten Ligen. Koren spielt bei West Bromwich, Novakovic in Köln, Dedic bei Bochum. Wenn sie so weiterarbeiten, kann der eine oder andere sicher den Sprung zu einem Top-Klub schaffen. Wir haben gezeigt, dass wir gegen alle bestehen können. Und als Touristen fahren wir sicher nicht zur WM. Unser Ziel ist die zweite Runde.

Österreich ist auch nicht groß und hat die Qualifikation verpasst. Können wir uns von Ihnen etwas abschauen?
KEK: Eigentlich ist es umgekehrt. Die Liga in Österreich ist viel besser, dort spielen auch die besseren Legionäre. Dazu hat Österreich mehr Geld. Die Philosophie ist aber ungefähr die gleiche. Auch wir gehen den Weg mit jungen Spielern. Österreich ist da schon auf einem guten Weg. Die Arbeit und die Bedingungen im Nachwuchsbereich sind gut. Auch die Resultate der einzelnen Auswahlen sind in Ordnung. Die Leute wollen aber immer gleich Erfolg haben. Man muss jetzt ein paar Jahre Geduld haben.

Sind kleinere Nationen nicht auch auf ein bisschen Glück angewiesen?
KEK: Wir waren zum richtigen Zeitpunkt in Topform. Der Sieg im Entscheidungsspiel gegen Russland ist aber nicht durch Glück zu stande gekommen. Das haben wir mit guten Leistungen und starken Spielern geschafft. Dafür haben wir auch sehr hart gearbeitet. Russland war in der Barrage sicher der schwierigste Gegner. Frankreich hat einige Probleme und Portugal ist ohne Ronaldo gleich eine ganz andere Geschichte.

Sind ihre Spieler noch hungriger, oder patriotischer als anderswo?
KEK: Kann schon sein. Wir sind ein junges Land. Die Teamspieler verdienen ihr Geld im Ausland und kommen zum Team nach Hause. Das stärkt den Nationalstolz natürlich. Außerdem fließen bei uns in Slowenien nicht solche Summen. Der einzelne hat also sicher mehr Ansporn alles zu geben, um den Sprung zu einem großen Verein zu schaffen.

Hat Sturms Klemen Lavric, der auch Teamkapitän war, noch eine Chance auf die WM?
KEK: Ja, schon auch deshalb, weil wir nicht so einen großen Kader haben. Mein Co-Trainer Milan Miklavic, der sehr großen Anteil am Erfolg hat, hat Klemen schon ein paar Mal beobachtet. Aber er hatte eine lange Pause, dazu kam, dass er in Japan war, da konnten wir ihn nicht so leicht beobachten. Wenn er aber wieder auf das Niveau kommt, das er damals in Deutschland hatte, ist er sehr interessant für uns.

Haben Sie noch Kontakt zu ihren Ex-Klubs Spittal oder GAK?
KEK: Nein, den habe ich damals verloren. Ich habe mich aber sehr wohl gefühlt und darum tut es mir leid, wenn ich höre, dass es dem GAK schon wieder so schlecht geht.

Ein anderes Thema, dass den Fußball zu Zeit beherrscht . . .
KEK: Eine Tragödie. Ich hoffe nur, dass jetzt alles aufgedeckt und bewiesen wird. Aber es schaut gar nicht gut aus. Es ist nur die Frage, wie weit dieses Geschwür fortgeschritten ist. In Slowenien ist es noch leichter Spiele zu manipulieren, weil die Liga ein Chaos ist. Die Spieler bekommen oft monatelang kein Geld. Da ist man anfälliger. Aber erst brauchen wir Beweise und dann harte Strafen.

Zum Abschluss noch etwas ganz anderes. Premierminister Borut Pahor hat dem Team als Aufstiegsgeschenk die Schuhe geputzt. Wie hat er sich denn gemacht?
KEK: Diese Geschichte bleibt in der Kabine. Es wird jetzt zu viel davon geschrieben. Er ist der größte Fan des Nationalteams und wir haben oft gewonnen, wenn er dabei war. Für mich war das nichts Außergewöhnliches.