Didi Constantini schaut auf die Uhr. Eine Stunde noch bis zum Beginn der Pressekonferenz am Vormittag nach dem 4:4 in Belgien. Er gähnt, will nach Hause nach Tirol, die Nacht war kurz mit vier Stunden Schlaf. Später, im Kreis der Journalisten, fragt er gleich drei Mal: "War das jetzt nicht ein guter Schlusssatz?" "Derweil sind wir noch nirgends" ist einer davon.

Das mag stimmen, aber es stimmt zumindest die Richtung, wobei es klarerweise noch zum Teil gravierende Probleme auszumerzen gilt. Die Hintermannschaft etwa wirkte am Brüsseler Tag der offenen Tür oft wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.

"Darüber, was da phasenweise lief, müssen wir reden. Aber das werden wir intern tun", sagt der Coach und hofft, wenn es im Frühjahr (wieder gegen Belgien) weitergeht, nicht abermals auf Pogatetz verzichten zu müssen.

Sperre für Scharner

Seine Stimme ist angegriffen, schließlich war sie am Vorabend 94 Minuten im Dauereinsatz. Das war Paul Scharner nur 68, ehe er vom Platz flog. Constantini hat ihm vergeben. "Es sind schon ganz andere Spieler wegen noch blöderer Aktionen duschen geschickt worden. Aber natürlich werde ich auch mit ihm reden."

In die Verlegenheit, bei der Neuauflage im März im Prater abermals einen Belgier während einer Spielunterbrechung unsanft zu Fall zu bringen, wird der England-Legionär nicht kommen - ihm drohen zwei Spiele Sperre im laufenden Quali-Bewerb.

Die Fehler in der Abwehr, der Blackout von Scharner, Dinge, die den Teamchef wurmen. Aber auch sonst ortete er Schwächen. "Die Zuordnung im Mittelfeld hat zu oft nicht gestimmt." Und "so richtig ang'fressen" auf seine Spieler war er nach dem Gegentor zum 3:4. "Da kroch eine irre Wut in mir hoch und ich hab mir gedacht: typisch. Wie immer."

Der Zorn war bekanntlich nur wenige Minuten später wieder verflogen, als Harnik das 4:4 erzielte. Womit wir auch schon beim Positiven wären.

Mental sensationell

"Da war ich dann sehr stolz auf mein Team", sagt der Chef und frohlockte ob der mentalen Verfassung. "Die ist sensationell. Nicht nur, dass sie das 3:4 noch weggesteckt haben. Auch schon nach dem frühen 0:1 und dem Ausgleich gleich nach Wiederbeginn haben sie toll reagiert und toll agiert. Ich spüre, da wächst etwas zusammen."

Ein wesentlicher Baustein in dieser Hinsicht dürfte neben dem abermals sehr starken Marko Arnautovic auch der abermals sehr starke Stefan Maierhofer sein, der seinem in den jüngsten zwei Partien verletzten "Rivalen" Marc Janko die Latte sehr hoch legt. "Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie der Lange arbeitet", schwärmt der Trainer vom "Kilometerfresser" und richtet den Blick in die Zukunft. Im Test gegen Griechenland im November will man sich mit Erfolg in die Pause verabschieden, im Februar in den Niederlanden gut aussehen. Belgien kommt im März, dann folgen die Duelle gegen Türken und Deutsche, ehe die Quali in Aserbaidschan und Kasachstan zu Ende geht. Frage an Didi C.: "Fahren wir zur Euro?" Antwort: "Weiß nicht. Derweil sind wir nirgends. War das nicht ein guter Schlusssatz?"