Macht es eigentlich Sinn, dass der Landeshauptmann zugleich auch Sportreferent ist?
GERHARD DÖRFLER: Der Landeshauptmann war selbst Sportler. Er war Manager. Und er war als Veranstalter tätig. Deshalb ist er heute auch Sportreferent.

Wir hätten ja nur gedacht, dass das Sportressort zu zeitaufwendig für einen Landeshauptmann ist . . .
DÖRFLER: Deshalb ist der Sport beim Landeshauptmann angesiedelt. Weil er so so ein wichtiges Ressort ist. Der Sport hat für mich allerhöchste Priorität.

Auf Bundesebene gehört der Sport zum Verteidigungsminister. Das gibt es in keinem anderen EU-Land.
DÖRFLER: Der Sport war im Bund immer ein Stiefkind. Ich kann auch nicht erkennen, dass Österreich einen Sportminister mit Leidenschaft hätte.

Aber bleiben wir in Kärnten. Das Klagenfurter EM-Stadion ist nach wie vor so etwas wie eine Baustelle.
DÖRFLER: Lassen Sie mich etwas weiter ausholen. Viele, die vorher gegen Olympische Spiele waren, jammern heute, dass Kärnten Olympia nicht bekommen hat. Es sind zugleich diejenigen, die auch an der Euro von Anfang an kein gutes Haar ließen. Das ist die Kärntner Sportseele. Bei der EM wurde im Vorfeld schon so viel kaputt gemacht.

Wozu tendieren Sie beim Stadion?
DÖRFLER: Dass es nicht zurückgebaut wird. Wir sollten es für 18.000 bis 22.000 Leute kommissionieren. Und zwei-, dreimal im Jahr schauen wir, dass wir ein richtig volles Haus haben.

Wie soll das funktionieren?
DÖRFLER: Mit Barcelona wird es demnächst weitere Gespräche geben. Und es schaut gut aus, dass das Länderspiel gegen Kamerun im August in Klagenfurt gespielt wird. Irgendwann wird man dann draufkommen, dass das Stadion Sinn macht. Dass Problem ist eher, dass niemand aus unserer Fußballszene oder von der Sportpark-Führung mit Ideen kommt. Wir haben mit dem Stadion einen Ferrari. Aber kaum jemand hat einen Führerschein, diesen Ferrari zu lenken.

Weiter zu geplanten neuen Eishalle?
DÖRFLER: Ich bin politisch ein Oranger, beim Eishockey ein Roter, ein glühender KAC-Fan. Aber eine Eishalle um mehr als 40 Millionen Euro können sich derzeit weder die Stadt, noch Land oder Bund leisten. Da war ich aber von Anfang an ehrlich, auch im Wahlkampf.

Und die versprochene Halle für die Volleyballer in Bleiburg?
DÖRFLER: Die war genau so ein Wahlkampfthema. Jetzt müssen wir versuchen, aus diesem voreiligen Versprechen ein Projekt zu machen.

Muss nicht auch die Sportförderung dringend neu strukturiert werden?
DÖRFLER: Das muss vom Bundes aus gehen. Zuerst brauchen wir eine Sportpyramide - gegliedert in Sommer- und Wintersport, Mannschafts- und Einzelsportarten. Und dann muss man Prioritäten für Disziplinen setzen, in denen wir top sein wollen. Österreich lebt von punktuellen Einzelerfolgen. Wir sind derzeit sportlich ein Gemischtwarenladen.

Für Förderungen braucht man ein entsprechendes Budget. Wie wird das künftig ausschauen?
DÖRFLER: Ich habe heute ein Budget, von dem ich seinerzeit als Sportlandesrat immer geträumt haben. Rund elf Millionen Euro für 2009. Leider hat mein Vorgänger acht Millionen schon verbraucht. Eine Erhöhung ist derzeit trotzdem nicht möglich.

Weil Sie früher Olympia angesprochen haben. So etwas wird wohl nie wieder ein Thema sein?
DÖRFLER: Olympia ist so kapitalaufwendig, fast möchte ich sagen, kapitalgierig geworden, dass es für ein kleines Land wie Österreich nicht mehr machbar ist.

Und sich um eine Schi-WM unmittelbar nach Schladming (2013, Anm.) zu bewerben, ist das nicht auch aussichtslos?
DÖRFLER: 2015 ist eine Art Trainingsbewerbung, um 2017 eine realistische Chance zu haben. Und schlimmsten Falls müssen wir einen dritten Anlauf machen. Auch Schladming hat viel Kondition benötigt.

Die benötigt auch Kleinkirchheim wenn es wieder ein Weltcuprennen will. Wird es überhaupt wieder eines geben?
DÖRFLER: Ja, spätestens 2013, zum 60. Geburtstag von Franz Klammer. Wir müssen uns aber bemühen, schon früher eines zu bekommen.

Viel bekommen hat auch die Austria Kärnten vom Land. Nicht für den Sportbetrieb, aber für die Infrastruktur-Kosten. Zahlt das Land diese weiter?
DÖRFLER: Sicher nicht. Es gibt von uns die Zusage für die Saison 2009/10, dann muss der zigarrenpaffende Präsident selbst das Geld auftreiben. Ich werde mir die Herbstsaison anschauen, kann mir dann eine Volksbefragung zur Übernahme von Kosten durch die öffentliche Hand für die Austria vorstellen.

Sie waren selbst einmal Vorstandsmitglied im Asvö. Stehen Sie hinter den Dachverbänden?
DÖRFLER: Keine Kriegserklärung an die Dachverbände, aber mir konnte noch niemand erklären, warum wir drei brauchen. Wenn wir aus drei eine Struktur machen, steht mehr Geld dem Sport zur Verfügung. Eine Änderung kann es aber nur mit Bund und den Dachverbänden gemeinsam geben.