Die Fußball-Bundesliga erhofft durch die Reform der höchsten Spielklasse einen sportlichen und wirtschaftlichen Aufschwung. Analysen hätten eine "zehnprozentige Steigerung in allen Bereichen" ergeben, erklärte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer zum Potenzial. Für die Erste Liga erwartet deren Vorsitzender Erwin Fuchs dagegen alles andere als eine rosige Zukunft.
Die zweite Leistungsklasse, die derzeit Erste Liga genannt wird und künftig wieder 2. Liga heißen könnte, wird ab der Saison 2018/19 von 10 auf 16 Vereine aufgestockt und als halb-professionelle Liga mit einer Mischung aus Proficlubs, Amateurvereinen und Amateurmannschaften gespielt. Im Unterschied zur Bundesliga wird die Meisterschaft in einer Hin- und Rückrunde ohne Teilung oder Punktereduzierung gespielt. "Für uns in der Ersten Liga hat sich nichts geändert, weil der Modus so bleibt. Für die oberste Liga hat man sich monatelang beraten, ich hoffe, dass es so ausgeht, wie es sich alle wünschen, dass man 10 bis 15 Prozent Zuwachs bekommt", erklärte Fuchs gegenüber der APA.
"Als Profiliga quasi aufgelöst"
Geändert hat sich allerdings die Zukunftsperspektive der zweiten Leistungsstufe. Dafür findet der Präsident des Kapfenberger SV klare Worte. "Die Erste Liga ist als Profiliga quasi aufgelöst", sagt er. Vor allem die wirtschaftlichen Aussichten machen ihn sehr nachdenklich. "Es gibt keine strukturierten Einnahmen mehr, die TV-Einnahmen sind nicht geklärt, da wird vielleicht nichts kommen. Zurzeit gibt es keine Angebote", so Fuchs. "Ich glaube, das wird nicht funktionieren in der Ersten Liga. Das, was wir mühsam aufgebaut haben, den Unterbau, hat man mit einem Schlag zerstört. Ich frage mich, warum haben wir zehn Jahre diese Strukturen aufgebaut."
In der kommenden Saison erwartet er aber noch viel Spannung, geht es doch 2017/18 um zwei Fixaufsteiger und einen Platz in der Aufstiegs-Relegation. Spannend könnte es sowohl sportlich als auch wirtschaftlich werden, meint der Steirer. "Jeder, der die Infrastrukturmaßnahmen zustande bringt, will (oben) dabei sein. Nächste Saison wird sicher sehr spannend werden, was die budgetären Situationen betrifft, die Vernunft wird beiseitegeschoben", befürchtet er bei dem einen oder anderen Club Investitionen, die die finanziellen Möglichkeiten eigentlich übersteigen.
KSV als Aufsteiger unwahrscheinlich
Fuchs glaubt, dass die Aufstiegskandidaten "ein Budget zwischen vier und sechs Millionen Euro zustande bringen". Dass sein KSV da um den Aufstieg mitspielen kann, ist unwahrscheinlich. "Wenn es in Kapfenberg keine Sondereinnahmen gibt, dann wird das sehr schwer", gibt er sich keinen Illusionen hin. "Bei der Verlängerung unserer Sponsoren fragt jeder, wie es weiter geht und verlängert derzeit nicht", beschreibt er die Situation.
Ab Sommer 2018 wird es dann noch schwieriger. "Wir werden 300.000 Euro weniger Einnahmen haben", rechnet Fuchs vor. Falls Kapfenberg dann auch die Profilizenz löst, "dann gibt es zwar einen Lizenzierungszuschuss, aber ich bin am Gesamtkuchen nicht mehr dabei. Dann spiele ich gleich Regionalliga und fahre die drei Bundesländer ab", schließt er einen Rückzug in die dritte Leistungsstufe nicht aus. "Außer es gibt Perspektiven, dass wir so aufgestellt sind, dass wir um Titel mitspielen können".
Attraktiver könnte für die Obersteirer werden, wenn es zu einer weiteren Aufstockung auf 14 Clubs kommen sollte, die angedacht ist. Betreffend Infrastruktur wären nur weniger teure Adaptierungen notwendig.
Dennoch wird Fuchs bei der Bundesliga-Hauptversammlung am 9. Dezember, bei der die Reform offiziell beschlossen wird, keine Gegenstimme abgeben. "Der Spielmodus betrifft nur die oberste Liga. Wenn das der Wunsch zu 100 Prozent ist, werden sie meine Stimme bekommen", sagte er.