Die erste Trainerentlassung der laufenden Fußball-Bundesliga-Saison ist seit Dienstag perfekt. Der KSV trennte sich mit sofortiger Wirkung von Werner Gregoritsch und zog damit die Konsequenzen aus der Talfahrt der vergangenen Wochen. Dem Tabellenletzten aus der Obersteiermark fehlen bereits vier Punkte auf Platz neun, zuletzt gab es in sechs Runden nur zwei Zähler. Nach der 1:3-Heimniederlage am Samstag gegen SV Ried war für Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs Handlungsbedarf gegeben.

"In den Partien davor gegen die Austria und Sturm Graz haben wir uns gut präsentiert, aber gegen Ried haben grundlegende Dinge nicht gepasst", erklärte Fuchs. Den Klubchef schmerzte die Trennung von Gregoritsch, schließlich führte der Steirer die "Falken" im Frühjahr 2008 - gut eineinhalb Jahre nach seinem Amtsantritt - sensationell in die Bundesliga, wo drei Mal ohne Probleme der Klassenerhalt geschafft wurde.

"Jubelstimmung ruft so etwas bei mir nicht hervor. Es war emotional sehr schwer", beschrieb Fuchs seine Stimmung nach dem Abgang seines langjährigen Trainers, dessen noch bis Saisonende gelaufen wäre. Von der Sinnhaftigkeit seiner Entscheidung, die nach einem bis Montagmitternacht dauernden Vier-Augen-Gespräch zwischen Fuchs und Gregoritsch getroffen wurde, war der Klubchef selbst nicht restlos überzeugt. "In unserer Situation brauchen wir unbedingt Siege. Ob es dadurch gelingt, wird man sehen. Wir hoffen beide, dass es für den Verein der richtige Schritt war."

Gregoritsch im Interview: "Das Alibi für alle Schimpfer ist weg"

Abschied aus Kapfenberg: Worauf freut sich Werner Gregoritsch jetzt in seinen freien Stunden?

WERNER GREGORITSCH: Auf meine Frau, auf schöne Tennispartien und auf Freizeitsport als Vergnügen und nicht als Stressbewältigung. In den letzten Wochen bin ich nur im Hamsterradl gelaufen. Und weil mir der Verein am Herzen liegt, musste ich den Schlussstrich ziehen. Die Freundschaft zwischen mir und Erwin Fuchs bleibt aber einzigartig.

Wie geht es mit dem KSV weiter?

GREGORITSCH: Jetzt müssen alle Farbe bekennen. Das Alibi für alle Schimpfer - der Gregoritsch, der A....- ist weg. Die nächsten vier Spiele geben die Richtung vor. Das "Wunder Kapfenberg" muss weitergehen.

Was bleibt an Niederlagen?

GREGORITSCH: Kapfenberg ist der einzige Klub in Österreich, wo das Team die Fans motivieren muss. Die 770 Zahlenden im Cup-Halbfinale gegen Austria Lustenau waren der erste Knacks. Dann der Umgang mit meinem Sohn: Gegen Ried habe ich Michi nicht eingewechselt aus Angst, dass er beschimpft wird. So kann es ja nicht gehen! Ich hoffe, dass der Bua jetzt wertfrei beurteilt wird. Im Nachhinein muss ich sagen: Diese Schimpfer und Nörgler haben mich gebrochen. Die Situation wurde unerträglich. Ich bin sehr stark von Stimmungen abhängig und spüre das genau.

Was muss sich ändern?

GREGORITSCH: Das ganze Umfeld passt nicht. Wo gibt es das, dass der Verein eine Anzeige eines Anrainers bekommt, weil der Trainer am Platz zu laut schreit? Unglaublich! Wenn nicht alle an einem Strang ziehen, hat der KSV in der Bundesliga keinen Sinn.

Wie war der Abschied von der Mannschaft?

GREGORITSCH: Menschlich ein Wahnsinn. So etwas habe ich in elf Jahren als Trainer nie erlebt. Diese Mannschaft ist charakterlich die beste, die ich je hatte.