Das Sakko blieb an, die Ärmel unten, auch die Krawatte hat Werner Gregoritsch in der ersten Derby-Halbzeit nicht abgelegt. Nur einmal griff sich der Trainingsanzug-Liebhaber an den Hals, um den Knoten zu lockern. Nach der Pause war Schluss mit der Kleiderordnung. Um 16.58 Uhr sprang Werner Gregoritsch mit offenem Kragen, ohne Sakko und aufgestrickten Ärmeln wieder aus der Kabine in seine Coaching-Zone. Gefallen hat er an der Kleidung keinen gefunden. "Den ziehe ich erst wieder an, wenn mein Sohn Matura hat, oder bei der Hochzeit."

Ja, Gregoritsch sah sogar einen möglichen Grund für die Niederlage im Steireranzug. "Der Trainingsanzug zeigt die Arbeitermentalität. Vielleicht haben meine Spieler auch geglaubt, sie hätten einen Anzug statt einer Dress an und haben deswegen oft nur Begleitservice gespielt."

Zu solchen Scherzen waren seine Spieler nach dem Debakel nicht aufgelegt. Dominique Taboga kauerte nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen und blickte ins Leere. Ralph Spirk rang nach Worten. "Was soll ich sagen? Wir haben total versagt." Verteidiger Matej Mavric schlich in die Kabine: "Ich kann gar nicht kommentieren, was da passiert ist." Auch Dieter Elsneg teilt die Sprachlosigkeit seiner Kollegen, sagte nur: "Wir waren vom Kopf her zu schwach."

Bärenstark präsentierte sich Sturm während des Spiels und danach. "We are back", jubelte Präsident Gerald Stockenhuber und meinte damit den Titelkampf. "Wir haben gezeigt, wer die Macht in der Steiermark ist", sagte Imre Szabics. "Wir waren etwas schuldig und haben die richtige Reaktion gezeigt", meinte Christian Gratzei. Weitere sollen folgen. In ein ähnliches Horn bläst Sportdirektor Oliver Kreuzer: "Wir haben jetzt sechs Endspiele und können jedes gewinnen."

Aufgeschunden an der linken Hand, aber freudestrahlend, sagte Florian Kainz: "Das Tor taugt mir, aber dass ich wieder zum Spielen gekommen bin, freut mich noch mehr. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden, auch wenn nicht alles perfekt war." In seinem ersten Spiel im Frühjahr schoss der Youngster sein erstes Bundesliga-Tor für Sturm. Ein Jubiläum. Zwei Jubiläen feierte Coach Franco Foda. Sein 200. Bundesliga-Spiel als Sturm-Trainer und seinen 45. Geburtstag. Eine Handvoll Sturm-Fans auf der Tribüne stimmten für Foda sogar ein "Happy Birthday" an.