Aufgeräumt, gut gebräunt und ebenso gelaunt erscheint Erwin Fuchs zum Interview. Während in der Heimat die Lizenz-Entscheidung gefallen ist, war der Präsident auf Kulturreise in Apulien. "Auf den Spuren von Friedrich Barbarossa."

Herr Fuchs, wie oft haben Sie in den letzten Wochen daran gedacht, alles hinzuwerfen?

ERWIN FUCHS: Solche Gedanken mache ich mir nicht. Ich bin jetzt seit 18 Jahren im Verein und wir haben den Klub vom Ende der Landesliga bis in die Bundesliga geführt. Da ist was entstanden, das werfe ich nicht weg. Aus einem solchen Holz bin ich nicht geschnitzt.

Aber das Telefon hat in den letzten Tagen doch sicher unentwegt geläutet.

FUCHS: Ich hatte ein, zwei Anrufe im Urlaub wegen der Lizenz, ja.

Warum hat das jetzt wirklich nicht geklappt?

FUCHS: Weil nur rund acht Prozent des Budgets mit schriftlichen Zusagen abgedeckt waren. Das ist zu wenig. Da habe ich Verständnis, dass uns die Lizenz verweigert worden ist.

Und wie sieht es jetzt aus?

FUCHS: Durch die Verweigerung wurden wir alle aufgerüttelt. Es ist halt ein bisschen der Schlendrian eingerissen. Jetzt haben wir aber 98 Prozent schriftlich abgesichert. Ich habe mir das gestern noch einmal zeigen lassen.

Und gibt es einen Plan B, falls es doch nichts wird?

FUCHS: Ich gehe davon aus, dass wir die Lizenz in zweiter Instanz bekommen. Ein Plan B ist nicht notwendig. Der Nachweis über unsere Liquidität hat eben gefehlt. Aber wir sind schuldenfrei. In der Bundesliga haben wir durch Spielerverkäufe jedes Jahr drei- bis vierhunderttausend Euro verdient.

Reden Sie eigentlich bei der Aufstellung mit, wenn es darum geht, Spieler einzusetzen, die man eventuell verkaufen könnte?

FUCHS: Nein. Das mache ich nicht.

Spieler wie Osman Ali beschweren sich, dass niemand mit ihnen spricht und sie alles nur aus der Zeitung erfahren.

FUCHS: Ich habe Kapitän David Sencar informiert und gehe davon aus, dass die Spieler untereinander reden. Außerdem: Wenn man mit den Spielern über Verträge sprechen will, heißt es gleich: Das macht mein Manager.

Dazu machen immer wieder ehemalige Spieler im Wettskandal Negativschlagzeilen.

FUCHS: Der Schaden dadurch ist enorm. Wir haben das Budget abgesichert. Aber wie wir die Akademie in den nächsten Jahren finanzieren sollen, wissen wir nicht. Da hilft es auch nicht, dass mir Sanel Kuljic aus der Haft einen Brief geschrieben hat und sich für alles entschuldigt.

Und Dominique Taboga?

FUCHS: In den Protokollen steht, dass er damals nach Tromsö gegangen ist, um dort auch einen Wettbetrug aufzuziehen. Ein Wahnsinn.

Wie soll es denn weitergehen in Kapfenberg?

FUCHS: Wir wollen uns in der Ersten Liga stabilisieren. Dort gehören wir auf alle Fälle hin. Wenn ich mir anschaue, wen wir in den letzten fünf Jahren herausgebracht haben: Michael Liendl, Ylli Sallahi, Raphael Wolf, Michael Gregoritsch, Deni Alar. So schlecht können wir nicht gearbeitet haben.

Und trotzdem interessiert es scheinbar keinen. Der Zuschauerschnitt beträgt knapp 800 Fans, zuletzt waren es nur noch 400 . . .

FUCHS: Das ist so und das muss man wohl hinnehmen. Was wir in den letzten Jahren alles versucht haben mit Marketing! Sogar die Ticketpreise haben wir gesenkt. Was ist passiert? Es sind noch weniger gekommen und wir haben 15.000 Euro verloren.