Wieder einmal wurde Goliath von David geschlagen. Dieses Mal von Trainer David Preiß und seinem GAK. Die Athletiker zogen in einem hochdramatischen Spiel gegen die Wiener Austria in das Halbfinale des ÖFB-Cups ein. Vier Minuten vor Ende fixierte Luka Kiric mit seinem 2:1 gegen den dezimierten Favoriten die absolute Sensation und sorgte für einen Glanzpunkt in der Vereinsgeschichte. Den Abend, an dem die Amateure die Millionen-Truppe geschlagen haben, wird wohl keiner vergessen. „Man sieht, was im Fußball möglich ist, wenn der Teamgeist da ist und im Verein alle an einem Strang ziehen“, sagte Preiß. Er hatte die Spieler auf die Kulisse in Liebenau vorbereitet, ihnen gesagt, „dass sie das in eine positive Energie umwandeln und es genießen sollen. Und das haben sie getan.“
12.295 Zuseher kamen und zu den Klängen von Queens „Don’t Stopp Me Now“ betraten die Spieler das Stadion in Liebenau. Vor dem roten Fansektor prangte Freddy Mercury – samt Pyrotechnikspektakel und Fahnenmeer. 30 Meter weiter gingen es die Austrianer martialisch an: Krieger samt brennendem Uhrturm und Grabsteinen der eliminierten Gegner. Neben dem für den SK Sturm war einer für den GAK gepinselt – Hochmut kommt vor dem Fall.
Der Bundesligist vom Verteilerkreis musste gewinnen und nach 14 Minuten und 40 Sekunden schien alles auf Schiene: Bright Edomwonyi bediente Dominik Prokop und der stellte auf 1:0 – es war die erste große Chance der Wiener. „Wir haben diszipliniert begonnen, wussten, dass wir gut verschieben müssen“, sagt GAK-Kapitän Marco Perchtold, „wir hatten immer das Gefühl, dass wir was reißen können.“ Er sollte letztlich recht behalten. Der Drittligist wehrte sich mit allen Mitteln gegen die Profi-Elf, versteckte sich nicht, musste aber jeden Meter hart verdienen. Der Klassenunterschied war erkennbar, aber nicht massiv. Die besten Chancen der Grazer hatten Lukas Graf (35.) und Philipp Wendler (41.) – sie verfehlten das Tor in guten Positionen.
Herbert Prohaska erinnert sich an den GAK
Austria-Legende Herbert Prohaska war dienstlich (ORF) in Graz, die alten Zeiten kamen ihm aber doch in Erinnerung. „Mein allerletztes Spiel in der Bundesliga habe ich gegen den GAK gespielt“, sagt er und fügt schmunzelnd an: „Speziell in Graz war es immer schwierig zu spielen.“ Er ahnte nicht, wie sehr das seine Veilchen treffen wird.
Während Preiß seine letzte Pausenansprache als Cheftrainer des GAK hielt – diesen Posten übernimmt nun offiziell Enrico Kulovits –, stieg sich im VIP-Klub die Haute Volée auf die Zehen. Mit 700 Gästen war der Raum zum Bersten voll. Die Minister Juliane Bogner-Strauß und Hartwig Löger unterhielten sich mit Bürgermeister Sigfried Nagl und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der trug sogar einen rot-weiß-gestreiften Schal. Ex-Kanzler Josef Pröll hielt unterdessen auch farblich zu seiner Violetten und neben einigen roten Urgesteinen ließen sich selbst Sturms Ex-Boss Gerald Stockenhuber und Ehrenpräsident Hans Fedl das Spiel nicht entgehen.
Es sollte ein Leckerbissen werden, denn in der 56. Minute erhielt Kapitän Perchtold auf der rechten Seite einen idealen Pass und schoss ins lange Eck zum 1:1. Zwei Minuten später sah Ewandro De Lima Costa Rot für eine Notbremse an Wendler. „Hier regiert der GAK“, skandierten die Fans. Der Freistoß von Sebastian Prattes ging an die Latte. Der GAK war im Aufwind, die Austria zu zehnt und ab der 68. Minute nur noch zu neunt (Gelb-Rot für James Jeggo). Die Sensation war zum Greifen nahe, doch fehlte das letzte Alzerl. Immer wieder bekam ein Wiener das Bein dazwischen. Nicht in der 86. Minute: Peter Kozissnik legte mit dem Kopf auf Kiric ab und der traf staubtrocken.
Die Sensation war gelungen.