Der legendäre ehemalige österreichische Teamtorhüter Friedl Koncilia hat den Standard für einen Topvertreter seiner Zunft auf den bestmöglichen Punkt gebracht. „Du brauchst einen, der dir Spiele gewinnt.“ Wenn Marcel Koller auf so einen Typ steht, dann hat er ihn an diesem Sonntag gefunden. Der Teamchef beobachtete in Klagenfurt live, wie WAC-Keeper Alexander Kofler den höchsten Ansprüchen gerecht wurde und das Duell gegen die Austria für sich entschied. Der Goalie hielt gegen die Wiener Austria zwei Elfer und damit den Sieg fest.

Ersatzmann als Torschütze

Der 1:0-Erfolg bringt die wieder auf Platz zwei liegenden Kärntner in eine glänzende Ausgangsposition für das Frühjahr, während die Violetten den Anschluss wieder verloren haben. Das Tor erzielte Michael Berger kurz nach dem ersten von Kofler gehaltenen Strafstoß. Der Schütze war als Ersatzmann für den erkrankten Joachim Standfest für die Startelf nominiert worden. „Er kann das“, hatte Trainer Dietmar Kühbauer vor dem Match gemeint.

Elfer werden nicht trainiert

Dabei stehen Elfer für die Schlussmänner gar nicht im Übungsplan. „Das bringt nichts“, sagte Tormanntrainer Adi Preschern nach der grandiosen Leistung seines Schützlings. „Aber es ist der verdiente Lohn. Sie trainieren beide hervorragend“, vergaß Preschern auch nicht auf den zweiten Goalie Christian Dobnik, merkte jedoch an, dass der Teamchef „schön langsam Kofler nicht mehr übersehen“ könne.

Idealer Zeitpunkt

Kofler vollbrachte seine Glanztaten in auch für die Spielpsychologie bedeutsamen Momenten, nämlich jeweils in der Anfangsphase. Kurz nach dem Ankick wehrte er den Elfer des Kärntners Alexander Grünwald mit einem unglaublichen Reflex per Fuß ab (5.), und gleich nach der Pause stoppte er den von Raphael Holzhauser getretenen Ball (47.). Es war der erste Ballkontakt des eingewechselten Austria-Neulings, der  bemerkenswerterweise den Strafstoß ausführen durfte.

WAC-Chancen

Der WAC überzeugte aber auch im Kollektiv. Mit einigen wenigen Angriffen war er gefährlicher als die Austria, die gegen eine äußerst konzentrierte und fast immer konsequente Kärntner Defensive aus dem Spiel heraus keine Torchance vorfand. Regisseur Peter Zulj hätte zudem zweimal erhöhen können, einmal vor der Pause per Kopf, einmal in der zweiten Hälfte nach einer weiten Vorlage von Berger. Da machte Austria-Keeper Lindner das kurze Eck zu.

Enttäuschende Kulisse

Die Enttäuschung des Tages wurde auf den leeren Rängen sichtbar. Nur 4400 Zuschauer hatten den Weg ins Stadion gefunden, trotz des im Grunde idealen Wetters. „Das ist wirklich schade für meine Mannschaft und auch für Kärnten, dass die Leistung nicht so honoriert wird“, so Kühbauer. Doch am Ende überwog die Freude über den ersten vollen Erfolg nach acht sieglosen Spielen. Der zuvor letzte passierte übrigens auch gegen die Austria, am 4. Oktober 2014. Das neue Spieljahr hat perfekt begonnen.

HUBERT GIGLER