Sie sind nun seit einem Monat Sportdirektor von Austria Wien. Wann hat es diesbezüglich den ersten Kontakt gegeben?
FRANZ WOHLFAHRT: Das war im Spätherbst.
Und Sie haben sich als Alt-Austrianer gedacht, das könnte schon was werden?
WOHLFAHRT: Ja, ich habe mir schon gedacht, das ist ein sehr interessanter Posten. Mit Schwierigkeiten verbunden, aber gerade das macht einen Job ja noch interessanter. Und außerdem war es für mich der nächste Schritt.
Das heißt, sie hatten nicht im Plan, als Tormanntrainer des Nationalteams in Pension zu gehen.
WOHLFAHRT: Ich habe dem ÖFB viel zu verdanken, aber ich wollte nie stehen bleiben. Wenn ich das getan hätte, hätte ich mich nie weiterentwickelt. Ich habe mir immer Visionen offengelassen.
Und wie sehen Ihre Visionen für die Wiener Austria aus?
WOHLFAHRT: Die größtmöglichen Erfolge. Und was ist das Höchste für einen Fußballklub?
Der Sieg in der Champions League, nehme ich an.
WOHLFAHRT: Korrekt. Die Champions League zu gewinnen, möchte ich mir als Vision lassen. Meine Vision war es auch, einmal Weltmeister zu werden. Du brauchst so etwas, um das Bestmögliche herauszuholen. Wenn ich jetzt sage, ich will in der österreichischen Liga Vierter werden, wird das nicht funktionieren.
Das heißt, Platz zwei in der Meisterschaft ist das Minimalziel?
WOHLFAHRT: Da müssen wir schon die Kirche im Dorf lassen. Ziele verändern sich. Unter den gegebenen Umständen ist der zweite Platz das Maximalziel.
Wie sehen Sie generell Ihre Aufgaben bzw. Ihre Agenden als Sportdirektor?
WOHLFAHRT: Wir reden natürlich meistens über die Kampfmannschaft. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir 220 Aktive und 55 Betreuer im Verein haben, von der U7 bis hinauf. Und was die Kampfmannschaft betrifft, bin ich natürlich für die Kaderplanung zuständig, für Vertragsverhandlungen, etc.
Wie sieht das Verhältnis Sportdirektor – Trainer aus?
WOHLFAHRT: Es gibt klare Richtlinien, was den Trainer betrifft, das ist von der Person unabhängig. Aber ich werde mich öffentlich nicht äußern. Das passiert alles im Vieraugengespräch.
Wie sehen Sie, auch als gebürtiger Kärntner, den WAC?
WOHLFAHRT: Wie jeden anderen Klub auch, und das hat nichts damit zu tun, dass ich schon lange weg bin. Emotional verbunden bin ich mit meiner Familie in Kärnten. Es ist auch nicht meine Aufgabe, andere zu beurteilen. Aber der Weg des WAC ist zu 100 Prozent positiv. Und einer der entscheidenden Gründe dafür ist aus meiner Sicht die Person des Trainers Didi Kühbauer.
Wie sehen Sie als Vertreter eines Traditionsklubs die Herausforderung durch die sogenannte Provinz?
WOHLFAHRT: Die Tabelle lügt nicht. Der WAC hat 30 Punkte, wir haben 26. Das ist es. Natürlich haben wir das Potenzial, uns zu verbessern. Und der WAC war ja schon in meiner Frühzeit in St. Veit immer ein Gegner.

INTERVIEW: HUBERT GIGLER