"Wenn ich höre, dass wir ein Fixabsteiger sind, lache ich nur“, sagte der Hartberger Offensivspieler Christoph Kröpfl vor dem Saisonauftakt. Auch Florian Flecker und Tobias Kainz schüttelten nur mit dem Kopf, sahen die Kritiker als zusätzlichen Ansporn für die neue Spielzeit.
Und schon nach dem Hartberger Debüt in der Bundesliga ist klar: Diese Mannschaft hat in dieser Konstellation Potenzial. Die Art und Weise, wie die Oststeirer im Liebenauer Stadion aufgetreten sind, rang allen Beteiligten, auch vonseiten des SK Sturm, großen Respekt ab. Niemand hatte vor dem ersten Auftritt im österreichischen Fußball-Oberhaus erwartet, dass der Neuling drei Punkte mitnimmt. Schon gar nicht beim großen steirischen Nachbarn, seines Zeichens Vizemeister, Cupsieger und Europacup-Starter. Und „wie erwartet“ wurden es am Ende auch keine Punkte für die Mannschaft von Trainer Markus Schopp – da halfen auch die schnelle Führung und das Zurückkommen nach 1:2-Rückstand nichts.

Trotzdem: Wie ein Fixabsteiger wirkten die in Orange angetretenen Hartberger auf keinen Fall. Schopp stellte seine Mannen perfekt auf den Gegner ein, legte sich einen Spielplan zurecht, der lange Zeit gut funktionierte. Das musste auch Sturm-Trainer Heiko Vogel lobend anerkennen. Keiner der knapp 11.000 Zuschauer hätte es den Oststeirern übel genommen, hätten sie sich in Graz, vor einer Kulisse, die nur die wenigsten Akteure je zuvor erlebt hatten, hinten reingestellt und auf Konterchancen gewartet. Immerhin hat ein nicht kleiner Teil des Hartberger Kaders vor etwas mehr als einem Jahr noch in der Regionalliga gespielt. Stattdessen spielte der Aufsteiger aber mit einer großen Portion Mut.

Angst? Fehlanzeige. Vor allem das Offensivtrio Flecker, Zakaria Sanogo und Dario Tadic stellte die gestandenen Abwehrspieler der Grazer oft vor gröbere Probleme. Sanogo war über die rechte Seite an beinahe jeder gefährlichen Offensivaktion von Hartberg unmittelbar beteiligt. Mit seiner Schnelligkeit wird er noch dem einen oder anderen Bundesligisten Kopfzerbrechen bereiten. Der Nationalspieler Burkina Fasos ist aber noch ein Rohdiamant, der erst geschliffen werden muss. Mit weiteren Spielen wird auch die Erfahrung kommen – und teils ungestüme Aktionen werden der Vergangenheit angehören, was ihn wohl noch gefährlicher machen wird.

Nicht nur der Hartberger Verein feierte sein Debüt in der Bundesliga, auch das Mittelfeldduo Ivan Ljubic und Youba Diarra spielte erstmals in der höchsten Liga. Mit ihrem starken Auftreten entlockten sie ihrem Trainer ein Sonderlob. Von einer „unglaublichen Partie“ sprach Schopp. Wohl wissend, dass Hartberg für das Duo – Ljubic ist von Sturm ausgeliehen, Diarra von Salzburg – nur eine Zwischenstation auf ihrem Entwicklungsweg sein wird. Aufgrund ihrer Bundesliga-Unerfahrenheit ist es auch nur allzu verständlich, dass der eine oder andere Fehler trotzdem nicht ausblieb. So etwa beim entscheidenden 2:3, als Diarra nach einem Einwurf von Kainz zu leicht den Ball verloren hatte. Schopp wird diesen Fehler ansprechen, jedoch nicht breittreten. „Weil so viel Potenzial in diesen Burschen steckt.“

Potenzial hat auch der Klub aus der Oststeiermark. Von professionellen Strukturen wie etwa bei Sturm ist man weit entfernt. „Das ist eine andere Welt“, sagt Obmann Erich Korherr. Durch den Stadionumbau macht man aber einen weiteren Schritt Richtung Professionalität. Der Klassenerhalt würde in Hartberg, das mit vier Millionen Euro das mit Abstand kleinste Budget der Liga stellt, wohl wie ein Titel gefeiert werden. Der Grundstein ist gelegt, um über die Bezeichnung „Fixabsteiger“ auch am Saisonende lachen zu können.