Real Sociedad – ein Klubname, der vielleicht auf den ersten Blick nicht die große Attraktivität aufweist. Aber der heutige Europa-League-Gegner des SK Sturm liegt in der spanischen Liga aktuell an der Tabellenspitze. Der Beweis, wie stark diese Mannschaft sein muss. „Wir sind der krasse Außenseiter. Sie haben viele großartige Spieler und eine enorme Ballsicherheit“, sagt Sturm-Trainer Christian Ilzer über den Kontrahenten.
Dieser muss auf den besten Akteur im eigenen Kader verzichten. Mikel Oyarzabal leidet an einem Faserriss im Oberschenkel. Der 21-fache spanische Teamspieler, der zuletzt im Finalturnier der Nations League gegen Italien (zwei Assists) und Frankreich (ein Tor) glänzte, gilt als Aushängeschild im Vorzeigeklub. Der 24-Jährige lernte seine Fähigkeiten wie viele andere des jetzigen Kaders im eigenen Nachwuchs. Diesen Weg wählte einst auch Antoine Griezmann, der französische Superstar, der derzeit vom FC Barcelona an Atletico Madrid ausgeliehen ist.
Real Sociedad nimmt in Spanien neben Granden wie Barcelona, Real und Atletico Madrid, die für ihre Millionenschulden bekannt sind, eine eher ungewöhnliche Rolle ein. Primär wird der eigene Nachwuchs forciert bzw. Legionäre früh und kostengünstig zum Klub geholt. Hohe Ausgaben bleiben die Ausnahme. Für den Rekordtransfer überwiesen die Nordspanier 15 Millionen Euro – nämlich 2019 an Borussia Dortmund für Alexander Isak, den schwedischen Stürmerstar, der auch heute für Unruhe in der Sturm-Abwehr sorgen soll. Transfereinnahmen nehmen eine überaus wichtige Rolle ein. Rund 73 Millionen Euro erwirtschaftete der Klub aus San Sebastian in den vergangenen zehn Jahren. Das Geschäftsmodell der Spanier darf für den SK Sturm – abgesehen von den finanziell unterschiedlichen Welten, die die beiden Teams trennen – durchaus als Vorbild dienen, wenngleich die Grazer erst vor einem Jahr eine Zäsur vollzogen haben, um langfristig und nachhaltig agieren zu können.
Bei beiden Klubs auffällig ist auch die Kontinuität. Imanol Alguacil agiert seit 2018 als Trainer. Über Sturm sagt der 50-Jährige: „Das ist eine sehr druckvolle und offensive Mannschaft. Wenn wir nicht unser bestes Spiel zeigen, werden wir Schwierigkeiten haben.“ Ein derartiges Szenario wünscht sich Sturm-Trainer Ilzer, der heute seinen 44. Geburtstag feiert: „Meinen Traumberuf ausüben zu dürfen, ist schon das schönste Geschenk. Wir wollen mit unseren tollen Fans einen schönen Europacupabend erleben. Wenn es extrem positiv ausgeht, merke ich es mir aber leichter.“
Neben Otar Kiteishvili fehlt heute wohl auch Kapitän Stefan Hierländer. 14.000 Tickets sind verkauft. Restkarten sind noch erhältlich. „Gegen PSV Eindhoven hat man gesehen, was die Fans bewirken können“, sagt Ilzer. Realistisch eingeschätzt kann nur ein Wunder heute für den ersten Punktgewinn der Schwarz-Weißen in der Europa League sorgen. „Es gibt immer Wege zu überraschen, den wollen wir finden“, sagt Ilzer zuversichtlich.