So abwechslungsreich sich die Trainingseinheiten des SK Sturm gestalten, so monoton verhält es sich mit einer Sache danach: Anastasios Avlonitis verlässt das Trainingszentrum Messendorf immer als Letzter. „Er ist ein Musterprofi“, adelt ihn Trainer Heiko Vogel. Warum das so ist? „Ich nehme mir die Zeit, um sehr gut auf meinen Körper zu schauen. Egal, ob es sich um Dehnungs-, Stabilisations- oder Regenerationseinheiten handelt – ich mache alles sorgfältig“, sagt Avlonitis. „Als Fußballer kannst du nur bis etwa 35 tätig sein. Ich will mir nie vorwerfen müssen, nicht alles herausgeholt zu haben aus meiner Karriere.“

In Graz fühlt sich „Tasos“ wohl, obwohl er derzeit allein lebt. „Meine Frau war bis Freitag bei mir, muss jetzt aber in Griechenland noch einige Sachen erledigen. Im Oktober kommt sie wieder nach Graz“, sagt der 28-Jährige, der sich in der Steiermark sehr wohl fühlt. „Ich verstehe das meiste der deutschen Worte. Nur das Sprechen ist noch schwierig. Gut, dass ich jetzt mit Filipe Ferreira, Otar Kiteishvili und Emeka Eze einen Deutschkurs mache.“

Feinjustierungen vorgenommen

Auf dem Spielfeld merkt man nichts von fehlendem Verständnis. Avlonitis kristallisiert sich immer mehr zum Abwehrchef heraus und verleiht seinen Nebenleuten zunehmend Sicherheit. Auch, weil er es immer besser versteht, sein einstudiertes Spiel, enorm tief zu stehen, abzustellen. Und so verringern sich die Abstände zwischen den einzelnen Formationen, was der mannschaftlichen Geschlossenheit und Stabilität von Sturm enorm hilft. „Der Saisonstart war anstrengend. Das war die erste Vorbereitung seit 2015 für mich. Jetzt bin ich aber körperlich bei 100 Prozent und taktisch habe ich mich auch angepasst“, erklärt der Innenverteidiger, der Sturm im Aufwärtstrend sieht: „Chemie und Abstimmung werden immer besser. Wir wollen aber endlich ohne Gegentor bleiben.“

Nicht gelungen ist dies beim 1:1 gegen den WAC. Aber vor allem die zweite Hälfte lässt Zuversicht aufkommen. „Sturm ist ein großer Klub, alle wollen schnellen Erfolg. Aber es ist ein Prozess. Es dauert noch ein wenig, bis die Automatismen greifen. Ohne Europacup ist es einfacher, weil wir intensiver und detaillierter trainieren können“, sagt Avlonitis, der von seinem Trainer schwärmt: „Ich habe schon viele Trainer gehabt, aber Heiko Vogels Idee von Fußball ist wirklich überragend. Wenn wir das umsetzen, was er uns beibringt, werden wir noch sehr erfolgreich sein.“

Kein Vergleich zu 2016

Bereits 2016 war Avlonitis bei Sturm. Damals gab es in 16 Partien nur vier Siege. „Das kann man nicht vergleichen. Von damals sind nur noch Lukas Spendlhofer, Sandi Lovric und Tobias Schützenauer im Kader. Jetzt ist eine ganz spezielle Siegermentalität im Team. Jeder will gewinnen“, sagt der 1,90-Meter-Hüne, „und ich bin überzeugt, das werden wir bald wieder.“ Die positive Einstellung ist nach zwei verlorenen Jahren mit Stationen bei Heart of Midlothian und Panathinaikos sowie Verletzungs- und Beratersorgen („die schwierigste Zeit meiner Karriere“) also zurück.