Vergleicht man die Zahlen des SK Sturm mit jenen von Fenerbahce Istanbul steht eines fest. Der türkische Erstliga-Klub ist in allen Belangen überlegen. Das Budget ist höher, Mitglieder und Fanklubs gibt es deutlich mehr. Dementsprechend klar verteilt scheinen die Rollen im heutigen Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde der Europa League (19 Uhr, ORF eins und DAZN live).
Fenerbahce ist Favorit. Diese Rolle nehmen die selbstbewussten Türken auch gerne an. Schließlich heißt ihr Ziel Gruppenphase, wie Fenerbahce-Trainer Aykut Kocaman die internationale Marschroute des Vereins erklärt. Einzelne Spieler kennen die Gäste nicht. Das sei auch nicht notwendig, „weil die Stärke von Sturm im Kollektiv liegt“, sagt Kocaman. Und damit liegt der 52-Jährige gar nicht so falsch. Die Grazer haben sich in den ersten vier Pflichtspielen der Saison immer besser gefunden und gemeinsam den Aufstieg in Podgorica geschafft sowie das Liga-Auftaktspiel gegen St. Pölten gedreht.
Und dennoch fehlt es den Schwarz-Weißen nicht an spielstarken Protagonisten. Einer von ihnen ist etwa Stefan Hierländer. Der Kärntner hat das technische Rüstzeug für außergewöhnliche Aktionen, Pässe beziehungsweise Assists. Vor internationalen Spielen kommt bei ihm keine Nervosität mehr auf. „Ich war schon bei einigen K.o.-Spielen mit dabei. Man sollte solche Partien nicht hochschaukeln“, sagt der 26-Jährige, der bereits 23 Mal im Europacup eingesetzte wurde, davon bei zwölf Qualifikationsspielen.
"Nicht in Ehrfurcht erstarren"
Er ist auch der Einzige im Sturmkader, der bereits einmal gegen Fenerbahce in einer Pflichtpartie gespielt hat.
Mit Salzburg ist er in der Saison 2013/14 in der Champions-League-Qualifikation ausgeschieden. Dem 1:1 im Hinspiel folgte eine 1:3-Niederlage in Istanbul. „Fenerbahce ist ein Topverein mit guten Spielern und tollen Fans. Aber wir dürfen nicht in Ehrfurcht erstarren. Wir müssen mutig und giftig sein“, sagt Hierländer.
Sturms adaptierte Spielanlage kommt „Hierli“ entgegen. In der Offensivbewegung stellt Sturm auf 4-3-3 um. „Damit bringen wir etwas Unordnung in die Reihen des Gegners. Und wenn ich vier, fünf Meter mehr Platz habe und mich drehen kann, dann hilft mir das bei meinem Spiel“, erklärt er. Mit dem seit Juni im Amt befindlichen Trainer Aykut Kocaman hat Fenerbahce in der Defensive mehr Ordnung. Hierländer geht aber davon aus, dass die Türken offensiver spielen werden als die Mannschaften des FC Hard und Mladost Podgorica. „Wenn das so ist, kommt mir das als gelerntem Umschaltspieler auch entgegen. Aber wir müssen abwarten, wie Fenerbahce spielen wird. Wir sollten vor allem auf uns schauen“, sagt der Kärntner und fügt hinzu: „Mit zwei guten Spielen ist auch die Hürde Fenerbahce zu nehmen.“
Einen Ergebniswunsch hat der Mittelfeldspieler nicht wirklich, „aber ein Zu-null-Spiel wäre schon cool. Dann wird das Rückspiel in Istanbul wirklich ein ganz heißes Match“, sagt Hierländer.