Seit Tagen wird dem Spiel zwischen dem SK Sturm und Fenerbahce Istanbul entgegengefiebert, bis Mittwochabend waren knapp über 14.000 Tickets verkauft, das Stadion wird heute (19 Uhr) wohl ausverkauft sein. Fenerbahce ist eben ein Großklub, das zeigt allein die Tatsache, dass für die Partie 150 türkische Medienakkreditierungen ausgegeben wurden. Schon beim Abschlusstraining im Liebenauer Stadion waren zahlreiche Journalisten anwesend, ein Dutzend Kameras auf die Akteure gerichtet.

Die Begrüßung von „Feners“ linkem Verteidiger Hasan Ali Kaldirim fiel auf Deutsch aus – er wurde in Deutschland geboren und spielte unter anderem bei Kaiserslautern und Mainz, ehe er in die Türkei gewechselt ist. „Sturm ist ein traditioneller Verein, gehört zu den drei, vier besten Klubs in Österreich“, sagte er. „Am Anfang einer Saison können immer Überraschungen passieren. Das wollen wir verhindern.“ Auf die Frage, ob er denn einen Sturm-Spieler kenne, antwortete der 27-Jährige: „Nein, namentlich nicht“, um das Podium anschließend zu verlassen und sich Richtung Spielfeld aufzumachen.

Sturm: Starkes Kollektiv, eingespielte Mannschaft

Sein Trainer Aykut Kocaman nahm Kaldirims Antwort zum Anlass, gleich die Stärke der Grazer zu nennen: „Nicht die Einzelpersonen stechen bei Sturm heraus, sondern das Kollektiv. Wir wissen, dass es ein harter Gegner ist.“ Dass der 52-Jährige erst seit etwas mehr als einem Monat der neue Trainer des 19-fachen türkischen Meisters ist, sieht er nicht als Problem: „Nach ein paar schlechten Jahren gibt es jetzt einige Neuerungen, auch eine neue Spielform. Aber auf dem Papier sind wir der Favorit, sei es bei den Einzelspielern oder bei den Summen.“ Trotzdem warnt der Coach, der großen Wert auf Disziplin legt: „Sturm hat schon länger den gleichen Trainer, ist eingespielt. Wir werden sehen, ob unser Vorteil mehr Gewicht hat oder der von Sturm.“

Einen Vorteil weniger haben die Türken auf jeden Fall. Oder zwei, um genau zu sein. Mit Innenverteidiger Simon Kjaer fällt der teuerste Spieler des Kaders (elf Millionen Euro Marktwert) verletzungsbedingt aus, mit Robin van Persie der Superstar des Teams. „Natürlich hätten wir van Persie gerne dabeigehabt, er ist ein erfahrener Spieler. Aber Fenerbahce ist stark genug, um auch mit jungen Leuten zu spielen“, sagt Kocaman. Der Niederländer wird wohl durch den erst 20-jährigen Ahmethan Köse ersetzt.

Dass der Ausfall von van Persie ein großer Nachteil für die Türken ist, glaubt auch Sturm-Trainer Franco Foda nicht: „Sie sind gut genug, um diesen Ausfall zu kompensieren. Sie haben andere gute Spieler wie zum Beispiel Mathieu Valbuena.“ Oder Martin Skrtel – der slowakische Innenverteidiger, der in seinem Heimatland bereits vier Mal zum Fußballer des Jahres gewählt wurde, wurde in Liverpool zum Star. An der Anfield Road absolvierte er in acht Jahren mehr als 240 Pflichtspiele, entwickelte sich zum beinharten Abwehrrecken. Dem Sturm-Trainer ist bewusst, dass sein Team der klare Außenseiter ist: „Aber ich habe in der Vergangenheit schon oft gesehen, dass der Außenseiter gewonnen hat.“
Eine Premiere gibt es heute auch: Neben den Rechten der Champions League ab der kommenden Saison hat sich DAZN auch die Europa-League-Qualifikationsrechte gesichert. Sturm ist die erste österreichische Mannschaft, die heute Abend in einem Pflichtspiel auf der Streamingplattform zu sehen ist.