Hotel im Park, Bad Radkersburg. Dort, wo der FC Kopenhagen derzeit sein Trainingslager abhält. Mittendrin Uros Matic, der im vergangenen Dezember vom SK Sturm nach Dänemark wechselte. „Hallo, wie geht’s?“, sagt der 27-Jährige. Es folgt eine herzliche Umarmung vor dem Interview.
Seit unserer letzten Begegnung vor sechs Monaten hat sich nicht viel verändert. Sie strahlen über das ganze Gesicht.
UROS MATIC: Ich bin ja auch wieder in der Steiermark. Das Wetter ist traumhaft. Nicht so wie in Kopenhagen, wo es so windig ist, dass deine gespielten Bälle von alleine zurückkommen. Hier wird mir wieder bewusst, dass die sechs Monate bei Sturm einfach perfekt waren. Wir haben gut gespielt, dazu kam der fantastische Zusammenhalt in der Mannschaft, für den „Schulle“ (Anm. Christian Schulz) als Kapitän alles macht. So etwas erlebt man nicht alle Tage. Außerdem hat mir Franco Foda vom ersten Tag an sein Vertrauen geschenkt. Er ist ein super Trainer.
Das hat also dafür gesorgt, dass sie sich von Anfang an in die Herzen der Fans gespielt haben.
Da war noch mehr. Spendi (Anm. Lukas Spendlhofer), der Kabinen-DJ, hat vor der Partie Balkanmusik gespielt. Da habe ich sofort gewusst, das ist mein Klub. Ich war 200 Prozent motiviert. Den Rest haben die sensationellen Fans beigetragen. Wie sie uns nach den Spielen immer beim Lied „Steiermark“ (Anm. Matic singt den STS-Hit) gefeiert haben, ist unvergesslich. Und als ich in meinem letzten Spiel für Sturm ein Tor geschossen habe und auf Schultern getragen wurde, war das wie ein Hollywood-Film.
Sie haben eine große Lücke hinterlassen. Ein echter Nachfolger für Sie wurde noch nicht gefunden.
Es ist wichtig, seine eigenen Qualitäten herauszukitzeln. Wenn du versuchst, jemanden zu kopieren, wird das nichts.
Welches Fazit ziehen Sie nach sechs Monaten in Kopenhagen?
Wir sind Meister und Cupsieger geworden. Das waren die ersten Titel in meiner Karriere. Dazu sind wir im Sechzehntelfinale der Europa League unglücklich gegen den späteren Finalisten Ajax Amsterdam ausgeschieden.
Dazu wurden Sie in Serbiens Nationalteam einberufen und sind erstmals seit der U21 mit Ihrem Bruder Nemanja wieder zusammen in einem Team gewesen.
Das war eine super Erfahrung. Nach so langer Zeit wieder zwei Wochen am Stück mit ihm zu verbringen, hat richtig Spaß gemacht. Jetzt wollen wir uns unbedingt für die WM qualifizieren. Die Chancen stehen als Gruppenerster gut.
Welche Unterschiede gibt es sportlich zwischen Kopenhagen und Sturm?
In Kopenhagen spielen wir ein 4-4-2. Bei Sturms 4-2-3-1 habe ich mehr Freiheiten gehabt – mit Jimmy (Anm. James Jeggo) als Laufmaschine. Jetzt bin ich die Laufmaschine (lacht).
Und wie unterscheidet sich der dänische vom österreichischen Fußball allgemein?
In Österreich wird mehr auf die spielerische Linie Wert gelegt. In Dänemark geht es körperlich mehr zur Sache, eher britisch. Ich habe auch schon drei Kilogramm zugelegt, weil wir sehr viel Zeit in der Kraftkammer verbringen.
Bei unserem letzten Interview haben Sie uns verraten, dass Sie und Ihre Frau Jelena gerne ein Geschwisterchen für Ihren Sohn Jakov haben würden.
Ich habe ja nicht umsonst gesagt, dass ich nicht nur auf dem Platz ein harter Arbeiter bin (lacht). Jelena ist schwanger. Wir freuen uns riesig.
Wie geht es Ihrer Familie in Kopenhagen?
Es ist sehr lebenswert. Aber meine Frau vermisst Graz. Da haben die Spielerfrauen viel zusammen gemacht. Das gibt es in Kopenhagen nicht. Je größer der Verein, desto weniger familiär – das hat mir auch mein Bruder, der bei Chelsea spielt, bestätigt.
Am Sonntag um 17 Uhr treffen Sie in Großklein in einem Testspiel mit Kopenhagen auf Sturm. Wie groß ist die Freude?
Ich bin mit einigen wie Jimmy in Kontakt und verfolge alles von Sturm, aber es ist das erste Mal, dass ich meine alten Freunde wieder sehe. "Uros, oida" werde ich nicht nur einmal hören (lacht).
Mit wem werden Sie Ihr Trikot tauschen?
Hussi (Anm. Philipp Huspek) hat mir als Erstes geschrieben, ob er mein Trikot haben kann. Er ist der Gewinner.
Sturm-Fans würden Sie gerne wieder in Graz sehen.
Wenn es nach mir geht, komme ich einmal nach Graz zurück. So etwas wie Sturm gibt es nur einmal. Aber davor will ich noch gegen Sturm spielen – am liebsten nächste Saison in der Champions League.
Testspiel: FC Kopenhagen - SK Sturm (Großklein, Sonntag, 17 Uhr). Tickets kosten zwischen 6 und 15 Euro und sind zu kaufen unter oeticket.com, 0664-3044106, 0664-1806950 oder der Raiffeisenbank Großklein bzw. im Gasthaus Wrolli-Eder.