Im Herbst 1983 schweben die Sturm-Fans im siebenten Himmel. Der Klub schreibt seit dem Niederbacher-Verkauf schwarze Zahlen und Sturm steht nach den sensationellen Erfolgen gegen Sportul Studentesc Bukarest, Hellas Verona und Lok Leipzig im UEFA-Cup-Viertelfinale.
Beim damaligen englischen Spitzenklub Nottingham Forest verteidigen sich Saria und Co heldenhaft, das 0:1 ohne Auswärtstor ist zwar nicht optimal, aber die Herbsterfolge geben Mut. Und so ist am 21. März 1984 die alte Liebenau-Arena samt provisorischer Tribüne in der Nordkurve vollbesetzt, als Sturm mit dem wieder genesenen Bozo Bakota und dem Traumsturm Bakota-Szokolai-Jurtin in das Spiel der Spiele geht. Ein offener Schlagabtausch, die (Elfmeter-)Führung für Sturm knapp vor der Pause. In der 85. Minute nach einem Bakota-Fallrückzieher beinahe das 2:0. Dann die Verlängerung – die Chance lebt und 21.000 Steirer drücken sich die Daumen wund.
Elfmeterpfiff
Wieder sind die Seiten gewechselt, nur noch sechs Minuten zu spielen. Das Elfmeter-Schießen rückt näher und näher. Und dann der auch heute noch unvergessene Moment. Hörmann geht im Sturm-Strafraum in ein Duell mit Hodge, niemand denkt etwas Böses – und plötzlich zeigt der sowjetische Schiri Yuschka auf den Elfmeter-Punkt. 1:1 durch Walsh, aus und vorbei. Lähmendes Entsetzen im Rund des Stadions – Robert Seeger, der auf der Laufbahn sitzend für das ORF-Fernsehen kommentiert, feuert seinen Kopfhörer vor Wut auf die Tartanbahn. Pfiffe, Empörung, Yuschka ist in dem Moment der meistgehasste Mann in Graz.
Aus der Traum
Doch was hilft’s, der Traum vom Semifinale ist ausgeträumt. Sturm hat Fußball-Österreich mehr als ehrenvoll vertreten. Allerdings hat der Schock auch Folgen. Der Dampf ist draußen, die Mannschaft schlittert in einer Formkrise. Die Klubführung trennt sich Ende April von Trainer Gernot Fraydl, macht seinen Assistenten, den exzellenten Taktiker Robert Pflug zum neuen Chef. Pflug hat gepokert, will nicht länger zweiter Mann sein – und er hat sich durchgesetzt. Doch er muss erleben, wie Sturm in der letzten Runde der 16er-Liga am 1. Juni 1984 zu Hause gegen Neo-Meister Austria Wien die UEFA-Pokal-Qualifikation für 1984/1985 verspielt. So nah liegen Triumph und Enttäuschung im Spitzensport.