Im Fußball liegen oft nur Sekunden zwischen Ernüchterung und Jubel. So auch bei der Bundesliga-Auswärtspartie des SK Sturm bei Aufsteiger St. Pölten. 83. Minute, Sturm führt mit 2:1: Lukas Spendlhofer greift im Strafraum völlig unmotiviert mit der Hand nach dem Ball. Elfmeter. St. Pöltens Segovia will seinen Doppelpack perfekt machen, scheitert aber an Christian Gratzei. Und im Gegenzug trifft der beste Mann auf dem Platz, Uros Matic, mit herrlichem Lupfer zum 3:1-Endstand für die Grazer.

Und so wurde Spendlhofer nicht zum tragischen Helden. Denn nachdem Edomwonyi (21.) einen Traumkonter nach Kombination mit Hierländer eiskalt zur Führung abgeschlossen hatte, legte der Innenverteidiger in der 44. Minute nach. Sein Freistoß aus 22 Metern passte genau. „Im Training übe ich das oft, habe mir viel von Michael Madl abgeschaut. Da landen die Freistöße aber meistens im Maisfeld“, sagte Spendlhofer. „Ich bin überglücklich, weil ich geglaubt habe, dass ich die Partie mit meinem unerklärlichen Handspiel verschnitten habe. Gott sei Dank hat mich der Christian gerettet.“

Auch ohne Alar in Torlaune

Dass die Grazer überhaupt noch zittern mussten, wäre aber gar nicht nötig gewesen. Nach der hochverdienten 2:0-Pausenführung (dazu fiel auch noch ein knappes Abseitstor von Kapitän Christian Schulz sowie eine Topmöglichkeit durch Matic) gab es Möglichkeiten auf eine frühe Entscheidung. Besser machte es der Joker der Gastgeber. Segovia gelang in der 55. Minute der Anschlusstreffer. Und plötzlich schlichen sich Fehler in das Sturm-Spiel ein. Zu wenig Aktivität und kleinere Schnitzer ließen die Niederösterreicher aufkommen, ohne jedoch zwingend die Oberhand zu gewinnen.

Letztlich ging der vierte Saisonsieg der Truppe von Trainer Franco Foda vollends in Ordnung. Was Auftrieb geben sollte: Trotz des Fehlens von Torjäger Deni Alar, der aufgrund eines Zeckenbisses Antibiotika nehmen muss und einige Tage pausieren wird, wurden drei Treffer erzielt. Hierländer rückte als hängende Spitze ins Zentrum und Huspek kehrte rechts im Mittelfeld in die Startformation zurück.

So fanden die bisherigen starken Auftritte eine Fortsetzung. Als Lohn lachen die Steirer von der Tabellenspitze – zumindest bis heute. Das war zuletzt vor 1914 Tagen der Fall. Und dieser 25. Mai 2011 wird in den Geschichtsbüchern ewig prominent vertreten sein. Da wurde der dritte Meistertitel in Graz gefeiert. Von einer Wiederholung spricht nach viereinhalb Spieltagen in dieser Mannschaft aber niemand. Taten stehen im Vordergrund. Wohl ein Mitgrund, wieso der Jubel die Ernüchterung bislang übertrumpft.