Mario Haas als Fußballer ist jedem ein Begriff. Als Familienvater und Geschäftsmann nimmt man Sie kaum wahr.

MARIO HAAS: Die Familie ist Privatangelegenheit und Geschäftsmann bin ich keiner.

Sie organisieren Fußball-Camps für Kinder. Zuletzt für 200 Kids.

HAAS: Das ist richtig. Das nimmt schon Ausmaße an. Ich kümmere mich um Sponsoren und die Plätze. Die Hauptarbeit hat aber die Chefin.

Die Chefin?

HAAS: Das ist meine Lebensgefährtin Vanessa. Sie kümmert sich am meisten um die Camps.

Wie sehr hat Ihre Lebensgefährtin Ihr Leben beeinflusst?

HAAS: Vanessa interessiert sich nicht für Fußball und hat dadurch andere Gedanken und Ansichten. Das ist für mich gut. Ich kann besser abschalten, denke nicht mehr nur als Fußballer. Sie ist Frau Doktor in Biochemie. Das ist eine andere, eine interessante Welt, die ich kennengelernt habe.

Eine Welt, die jetzt zu viert entdeckt wird. Haben Sie sich durch die gemeinsamen Kinder Emma und Jannik geändert?

HAAS: Ich habe mich entwickelt, aber nicht verändert, bin zwischendurch gleich kindisch wie vor zehn Jahren. Allerdings bin ich viel ruhiger geworden und bin viel mehr zu Hause. Das Leben dreht sich eben um die Kinder. Bei der Emma musst du schauen, dass du die Windeln nicht vergisst, das Trinken, doppeltes Gewand und alles eben. Der Jannik ist pflegeleichter. Mit dem kann ich schon kicken.

Jannik wird Fußballer?

HAAS: Wenn er nicht will, nein. Aber man sieht, er hat gute Anlagen, ist ein Bewegungstalent. Ganz der Papa (lacht).

Springen wir von der Gegenwart in die Vergangenheit. Wie sehr haben Sie die Aufenthalte in Frankreich und Japan geprägt?

HAAS: In Graz hast du alles - Freunde und Familie. In Frankreich musste ich mir alles neu suchen. Das war nicht einfach. In Japan haben mir diese Erfahrungen dann geholfen.

Obwohl Ihre Zeit in Japan keine leichte war.

HAAS: Sportlich war es okay. Abseits des Fußballs weniger.

Eine Phase, in der Ihnen Ivica Osim sehr geholfen hat.

HAAS: Osim hat mich am meisten geprägt. Du hast mit jedem Problem immer zu ihm gehen können. Und er hat versucht, sofort zu helfen. In Japan, als meine Scheidung passierte, hat er gesagt: "Mario, du musst jetzt nur an Fußball denken. Wir schaffen das." Und das war dann auch so.

Ist Ivica Osim für Sie eine Vaterfigur gewesen?

HAAS: Viele haben gesagt, er war mein zweiter Vater. Er hat wirklich auf mich geschaut. Er hat von mir aber sportlich auch viel erwartet und ich habe ihm auch einiges zurückgeben können.

Haben Sie noch Kontakt zu Osim?

HAAS: Ja. Vor allem, wenn er in Graz ist, sehen wir uns öfter.

Steilpass zum Fußball. Woher kommt der Name "Bomber"?

HAAS: Toni Polster hat das zu mir immer gesagt. Das ist geblieben.

Wie lange wird der "Bomber" noch auf Torejagd gehen?

HAAS: Das kann ich wirklich noch nicht sagen. Ich bin voll fit, fühle mich gut. Wenn man mich bei Sturm noch will, kann ich mir vorstellen, noch ein Jahr anzuhängen.

Die Jokerrolle haben Sie akzeptiert?

HAAS: Ich habe mich auf die Situation eingestellt. Als junger Spieler unter Osim bin ich früher auch immer als Joker gekommen und habe Tore gemacht. Zurück zu den Anfängen (lacht).

Wird man Sie in mittelbarer Zukunft auch in einer unteren Liga sehen?

HAAS: Das kann durchaus sein. Ich will nicht von heute auf morgen aufhören. Ich will meine Karriere ausklingen lassen.

Sie haben bei Sturm einen Folgevertrag nach Ihrer aktiven Karriere. Haben Sie schon eine Vorstellung, in welcher Funktion?

HAAS: Ich sehe mich in der Sponsorbetreuung. Da haben wir noch Nachholbedarf. Ich denke, das würde mir liegen.