Sie sind seit knapp eineinhalb Jahren Fan-Manager bei Sturm und mittlerweile auch Marketingleiter. Wie hilflos fühlt man sich oft in einer verkorksten Saison wie dieser?

REINHARD HOCHEGGER: Das ist schwierig. Vor allem, weil man immer vom sportlichen Erfolg der Mannschaft abhängig ist. Fußball tickt völlig eigen. Bei einem Klub bist du oft nur Passagier. Viele Aktionen interessieren einfach keinen, wenn die Mannschaft verliert.

Ein Projekt sind zum Beispiel die Sturm-Stammtische, Fan-Wirte und -Botschafter als regionale Ansprechpartner für Fanfahrten und Co. Wie fällt Ihre erste Bilanz aus?

HOCHEGGER: Wir haben mittlerweile 24 Fanwirte und 22 Botschafter - nicht nur in der Steiermark, zum Beispiel auch in Wien oder Tirol. Teilweise funktioniert es sehr gut, teilweise weniger. Unsere Stammtische haben wir adaptiert und versuchen nun, diese kritischer zu gestalten.

In Graz herrschte bei den Stammtischen großteils Flaute. Warum läuft es in den Regionen scheinbar besser?

HOCHEGGER: In den Regionen ist der Fan vielleicht ein bisschen hungriger. Das Bedürfnis nach Sturm ist ein bisschen größer. Im Ballungszentrum ist Sturm einfach allgegenwärtig. Aber wir haben daraus gelernt. Und unser letzter Stammtisch in Graz hat super funktioniert.

Wie sieht die Seele eines klassischen Sturm-Fans aus?

HOCHEGGER: Der Sturm-Fan ist einer, der die Sturm-Tugenden sehen will: den Kampf und das schwarze Herz in der Brust. Da ist dann auch nicht immer ein Sieg notwendig. Sonst werden die Fans grantig.

Heftige Kritik hagelt es auch oft in Internetforen. Wie geht man mit dieser Kritik persönlich um?

HOCHEGGER: Das ist ganz schwer. Konstruktive Kritik nehmen wir gerne an. Aber wenn es persönlich wird, geht es einem schon nahe. Jeder im Team tut alles und kämpft für unseren SK Sturm - wenn nötig, auch 24 Stunden am Tag. Das sehen viele leider nicht.

Nach der Heimpleite gegen den WAC wurde verärgerten Sturm-Fans Eintritt in die Kabine gewährt. Viele Beobachter haben nur den Kopf geschüttelt.

HOCHEGGER: Das ist ein ganz schwieriges Thema. Ich denke, der Dialog ist grundsätzlich eine gute Geschichte. Wo er stattgefunden hat und wie wir das kommuniziert haben, darüber kann man diskutieren. Ich bin ein Freund von Deeskalation - und das Gespräch war in diesem Fall die beste Maßnahme.

Sturm hat heuer ein Zuschauerminus von rund 30 Prozent. Wie traurig ist diese Zahl für einen Fan-Manager?

HOCHEGGER: Das tut weh. Und das ist ein Problem für unser Budget. Vor allem, da auch die Merchandising-Einnahmen nach unten gerasselt sind. Unsere neue Kampagne "Echte Schwoaze" soll das Zusammengehörigkeitsgefühl wieder stärken. Und für die nächste Saison haben wir konservativer budgetiert.

Mehr Attraktionen bei Heimspielen würden vielleicht auch helfen. Wieso tut sich da nichts?

HOCHEGGER: Uns werden leider immer wieder Steine in den Weg gelegt. Die Tristesse bei uns am Stadionvorplatz kennt jeder. Es muss kein Disney Land sein, aber wir brauchen mehr Erlebnis. Aber auch hier sind wir nur Passagier. Der Stadionvorplatz gehört dem einen, das Stadion dem anderen. Alleine für ein Frühshoppen bräuchten wir eine Genehmigung, die extra Geld kostet.

Was ist die Alternative?

HOCHEGGER (lacht): Die Alternative ist, wir gehen nach Klagenfurt. Wir spielen unsere Heimspiele künftig auswärts - so wie in den USA. Nein, im Ernst. Lustig ist die derzeitige Situation nicht. Wenn während eines Spiels die Rasenziegel auseinanderbrechen, fehlen einem die Worte.

Bleiben wir am Spielfeld. Wie werden die neuen Dressen von Neo-Ausrüster Lotto aussehen?

HOCHEGGER: Heuer werden wir bei den Traditionsfarben bleiben. Für die Zukunft schließe ich aber nicht aus, dass wir uns auch einmal etwas trauen. Ich bin auch ein Freund von Neonfarben. Aber es geht nicht nur um das sportliche Outfit, sondern wir wollen auch mehr in den Lifestyle-Bereich gehen. Auch deshalb arbeiten wir mit Lotto zusammen.

Wird ihre Arbeit ruhiger, wenn es Sturm ins Cup-Finale schafft und sich für einen internationalen Bewerb qualifiziert?

HOCHEGGER: Unsere Mission ist der Cupsieg - und daran glauben wir felsenfest. Für unsere Fans wäre das extrem wichtig - als kleine Entschuldigung für die letzten eineinhalb Jahre, die einfach nicht rund gelaufen sind.