Die Situation entbehrte nicht einer gewissen Komik. Im Gänsemarsch kam Sturms Spielerrat, Christian Gratzei, Nikola Vujadinovic, Christian Klem, Andreas Hölzl und Manuel Weber, kurz nach Beginn der wöchentlichen Pressekonferenz in den Medienraum in Messendorf. Gratzei las einen offenen Brief der Mannschaft vom Blatt und im Gänsemarsch ging es wortlos wieder retour. "Wie die Daltons", sagte General-Manager Gerhard Goldbrich.

Nach dem verlesenen Schwur, alles für Sturm zu geben und sich selbst nach dem verpatzten Herbst aus der Krise ziehen zu wollen, erklärte Pressesprecher Alexander Fasching noch, dass die Spieler bis zum Ende der Herbstsaison keine Interviews mehr geben. Man wolle sich auf die letzten beiden Heimspiele, heute gegen Grödig und am Mittwoch gegen Rapid, konzentrieren. Das, sagt Christian Gratzei, kurzerhand von oberster Stelle wieder zurückgeholt, sei der Wunsch der Mannschaft. Aha.

Brandrede

Lenkt Sprechen zu sehr von Training und Spiel ab? "Wir wollten damit auch ein Zeichen nach außen setzen, dass die ganze Mannschaft voll und ganz auf diese beiden Spiele fokussiert ist", sagt Gratzei im einzigen Kommentar eines Spielers an diesem Tag. Umso mehr geredet hat dann dafür Goldbrich. Und was harmlos begonnen hat, mit Verständnis für die Entscheidung der Spieler, endete dann in einer Brandrede, die fast an Giovanni Trapattonis legendäre Wutausbrüche erinnert hat. "Alle im Verein geben jeden Tag alles. Vom Platzwart angefangen. Wir sind jetzt in der Gasse, die ich nicht nennen darf. Aber ich verwehre mich dagegen, dass alle im Internet auf uns hinhauen, dass die Spieler zerstritten sind, die Taktik schlecht ist, der Geschäftsführer sowieso ein Trottel und, und, und." Damit müsse, bei aller berechtigten Kritik an der sportlichen Leistung, einmal Schluss sein.

Goldbrich selbst kritisiert aber auch die Mannschaft. Mit einigen Spielern hat es bereits Einzelgespräche gegeben. "Und es wird Maßnahmen geben", sagt Goldbrich. "Jetzt steht es Spitz auf Knopf. Es braucht keiner glauben, er könne für sich spielen oder sich nur selbst in die Auslage stellen." Und auch wenn er beteuert, dass "Sturm wieder zurückkommen wird": So ganz zufrieden scheint er mit dem Kader nicht zu sein. Für den Sommer hat er bereits Verstärkungen angekündigt.

Mit Mut und Ballbesitz

Vielleicht kommt der SK Sturm ja schon heute (19 Uhr) zu Hause gegen Grödig zurück. Trainer Darko Milanic fordert "viel Mut und viel Ballbesitz". So könne man nicht nur dem Gegner beikommen, sondern auch die Fans wieder ins Boot holen. "Unsere Anhänger brauchen keinen Messi und keinen Ronaldo. Die wollen sehen, dass wir mit Herz nach vorne spielen." Marco Djuricin, Andreas Hölzl und Tobias Kainz sind definitiv noch kein Thema.