Nach der enttäuschenden Heimniederlage gegen Mattersburg in der fünften Runde schrieb ich in meiner Kolumne, dass sich die Wolfsberger auf einen beinharten Abstiegskampf vorbereiten müssen. Weit gefehlt, Heribert Weber! Die Formkurve des Aufsteigers zeigt seit damals steil nach oben. Elf Punkte aus fünf Begegnungen bestätigen den beeindruckenden Aufwärtstrend.

Viele bemerkenswerte Dinge sind passiert: Rekordmeister Rapid wurde geschlagen, die Stürmer legten ihre Torflaute ab und schossen Wiener Neustadt mit 6:0 aus dem Stadion. Und das bunt zusammengewürfelte Mittelfeld harmoniert immer besser mit der Abwehr, wie das Unentschieden gegen den entthronten Tabellenführer Austria Wien beweist. Und Torhüter Dobnik, oftmals im Mittelpunkt des Geschehens, entschärfte alles, was irgendwie haltbar war.

Die taktische Cleverness der Kärntner, gepaart mit enormer Laufbereitschaft, bringt jeden Gegner in arge Bedrängnis. Nenad Bjelicas Truppe hat noch nichts erreicht, aber der Respekt der Konkurrenz wird auf alle Fälle von Runde zu Runde größer. Ich hoffe, ich täusche mich nicht ein zweites Mal . . .

Es mussten übersinnliche Kräfte im Spiel gewesen sein. Anders war die verhexte Situation der Rieder nicht zu erklären. Fünf Heimspiele, vier Niederlagen, noch dazu ohne Torerfolg. Die Keine-Sorgen-Arena wurde ihrem Namen schon lange nicht mehr gerecht. Darum musste gegen Admira schleunigst ein Sieg her, um die Souveränität, die überzeugende Körpersprache vergangener Tage zurückzugewinnen.

Nur, auch diese Begegnung drohte für die Innviertler zum Déjà-vu-Erlebnis zu werden. Perfekt eingestellt bestimmten sie von Anfang an das Geschehen, spielten couragiert nach vorne, kamen zu einer Unzahl von Torchancen, aber das wichtige Führungstor schossen nicht sie, sondern die Gäste aus Niederösterreich. Als der Unmut der Fans immer größer wurde und alle die nächste Heimpleite befürchteten, erlöste Zulj sich und seine Kollegen aber noch mit dem viel umjubelten Ausgleich.

Westlich gesehen von Ried sind die Sorgen noch viel größer. Unfassbar, wie fehleranfällig sich die Tiroler seit Saisonbeginn präsentieren. Gegen Rapid setzte es schon die neunte Pleite im zehnten Spiel. Jede taktische Überlegung des Trainers ist sinnlos, wenn individuelle Patzer bei Standardsituationen zu vermeidbaren Gegentreffern führen und alle guten Vorsätze zerstören.

Und was die Offensivbemühungen von Walter Koglers Mannen betrifft: Die Tiroler dürften unter dem gleichen, aber wohl noch etwas hartnäckigeren Virus leiden wie die Rieder. Trotz der Verpflichtung von Roman Wallner hat es bei den Innsbruckern quasi seit Menschengedenken keinen Torjubel mehr gegeben. Unter diesen Voraussetzungen war klar, dass die Gäste aus Hütteldorf eine Nummer zu groß sind. Die Grün-Weißen nahmen die Geschenke gerne mit nach Wien und verdrängten den violetten Erzrivalen auf den zweiten Tabellenplatz.

Bitter, unnötig, eine Niederlage, die mich als Trainer auf die Palme gebracht hätte. Sekunden vor dem Pausenpfiff und wenige Momente vor Schluss haben die Sturm-Spieler die Partie vergeigt. Durch Anfängerfehler, bei denen die Kommunikation und die geistige Wachheit in den Reihen der Steirer gefehlt hatten. Dabei forderten die Schwarz-Weißen Titelverteidiger Salzburg über die Grenzen hinaus. Viele temporeiche Spielzüge auf beiden Seiten wiesen auf ein Klassespiel hin. Jeder im Stadion sah, da waren zwei Mannschaften am Werk, die alles riskierten, um dieses Spiel zu gewinnen. Jeder Ausgang war möglich. Letztlich gab es mit den Salzburgern einen glücklichen Sieger. Weil die Bullen unterm Strich einen Fehler weniger machten.