Sturm - WAC. Sie mussten sich in einer tiefen Meditationsphase befunden haben. Anders ist diese schlafwandlerische Abwesenheit, mit der die Wolfsberger Abwehrspieler über den Rasen von Liebenau schwebten, nicht zu erklären. Unfassbar das taktische Fehlverhalten von Jovanovic, Sollbauer und Co., dass jeden Landesliga-Trainer zur Weißglut getrieben hätte. Nach der schnellen Führung von Jacobo boten sie den beweglichen Sturmspitzen der Schwarz-Weißen aus für mich unverständlichen Gründen Räume zum Kombinieren an, die sogar mich noch einmal veranlassen könnten, meine Fußballschuhe zu schnüren. Klar, dass Szabics und Kollegen immer größeren Gefallen fanden an diesem kuriosen Spiel.

Vier Stürmer brachte Trainer Peter Hyballa von Beginn an. Mutig - aber warum nicht, wenn sie sich so gut ergänzen wie an diesem Abend. Schön anzusehen die Positionswechsel, in hohem Tempo mit großer Laufbereitschaft, wodurch der Kärntner Abwehrbereich immer wieder in einen Stall mit aufgescheuchten Hühnern verwandelt wurde. Sturm Graz wirkte gefestigt. Die Formationen griffen besser ineinander, oftmals wurde aggressiv nach vorne attackiert. Aber Wolfsberg war an diesem Tag nicht mehr als ein dankbarer Aufbaugegner. Die Kärntner dürften die Zuckerstöße der letzten Wochen in die falsche Kehle bekommen haben.

Innsbruck - Mattersburg. Drei Spiele, null Punkte, eine heikle Startphase. Unzufriedenheit machte sich breit. Im Umfeld rumorte es. Wie immer stand der Trainer im Mittelpunkt der Kritik. Durchhalteparolen halfen nicht mehr. Punkte mussten her, schleunigst, um die Gemüter zu beruhigen. Aber wie? Unsicher und blockiert in den Köpfen und Beinen sah es lange Zeit nach der vierten Niederlage von Wacker Innsbruck aus. Doch mit dem Mute der Verzweiflung kämpften sich die Tiroler zurück, drehten das Spiel in der Endphase und zeigten, dass ein gesunder Kern in der Mannschaft steckt.

Salzburg - Rapid. Ein Kracher mit vielen Fehlzündungen. Lange Zeit wirkte das Schlagerspiel in Salzburg auf mich wie eine Schlaftablette. Nur Red-Bull-Torhüter Walke sorgte für Abwechslung. Sein außergewöhnlicher Patzer brachte Rapid in Führung. Ansonsten dominierten die Abwehrreihen, Fehlpässe waren Trumpf - bis zum Auftritt des jungen Rapidlers Grozurek. Sein Sololauf entschied die Partie. Ach ja, da wäre noch der vergebene Elfmeter des Salzburgers Soriano. So alt musste ich werden, um so etwas erleben zu dürfen. Er schoss so hoch über das Rapid-Tor, dass ich befürchtete, der Flugverkehr über der Mozartstadt könnte gestört werden.

Durch die hauchdünnen Siege von Ried und Austria Wien liegen vier Mannschaften mit gleicher Punkteanzahl an der Tabellenspitze. Die Meisterschaft nimmt einen ähnlichen Verlauf wie im Vorjahr. Es gibt keinen Top-Favoriten, jeder kann jeden schlagen, Resultate vorauszusagen wäre völliger Schwachsinn. Für Spannung ist auf jeden Fall gesorgt.