Herr Hyballa, Sie sind jetzt seit drei Wochen in Graz - haben Sie sich bereits eingelebt? An die Sprache gewöhnt?

PETER HYBALLA: Es sind gefühlte 20 Wochen, die ich schon hier bin (lacht). Aber nein, im Ernst, mir geht's natürlich gut. Die Sprache ist ein bisschen anders, ja gut, sonst nicht viel.

Die Mentalität auch?

HYBALLA: Ach, in Dortmund haben sie auch langsamere Spieler gehabt und so gibt's halt auch hier ein paar gechillte Jungs. Aber im Großen und Ganzen ist das hier ganz gleich wie überall sonst, wo ich war.

Sie haben ja tatsächlich eine Menge Stationen durchgemacht. Was fällt Ihnen hier im Gegensatz zu anderen Engagements sofort auf?

HYBALLA: Die Jungs könnten hier schon mal ab und zu kräftiger auf den Tisch hauen, mehr Selbstvertrauen beweisen. Aber bitte, ich bin keiner, der nach so kurzer Zeit Mentalitäten beurteilt. Ich bin nicht so arrogant, das zu behaupten.

Kannten Sie Sturm, bevor sie vom Angebot hörten schon gut?

HYBALLA: Ganz ehrlich: Natürlich habe ich gegoogelt und ein bisschen im Internet recherchiert. Aber das haben ja sicher auch alle Sturm-Spieler getan, als sie meinen Namen zum ersten Mal hörten. Das ist heutzutage ja normal. Aber ich hätte auch nach der Recherche kein Sturm-Quiz gewonnen beim Vorstellungsgespräch.

In einem Interview sagten Sie unlängst, der Sturm-Geist müsse erst so richtig geweckt weden. Was meinten Sie damit, wird doch bei uns immer vom Sturm-Geist geschwärmt?

HYBALLA: Naja, was ist der Sturm-Geist denn eigentlich? Da wird oft von Ivica Osim geredet, ein großartiger Trainer, ein Philosoph. Okay. Aber immer nur über Geschichte zu reden, über die Vergangenheit, das ist schön, süß, super, aber es bringt uns jetzt nicht weiter.

Sturm spart, versucht, sich professioneller aufzustellen. Sehen Sie sich da nicht als Billiglösung?

HYBALLA: Das ist hart. Nein, ich bin keine Billiglösung, ich hab' halt einfach ins Profil gepasst. Aber mir ist die Aufgabe sowieso viel wichtiger. Die Herausforderung.

Sie waren bisher vor allem als Jugendtrainer aktiv. Ist Sturm in dieser Richtung auf einem guten Weg?

HYBALLA: Ich denke, dass es da ein, zwei sehr interessante Spieler gibt. Aber wir haben Zeit. Ein 19-Jähriger muss ja nicht gleich beim ersten Spiel in die erste Mannschaft rücken.

Also sind Sie doch ein Verfechter von Routiniers?

HYBALLA: Nein, aber ich habe den Trainern schon mitgeteilt: ,Ihr müsst mich bombardieren mit jungen Spielern.' Ich habe überhaupt kein Problem damit, mit elf Steirern zu spielen. Funktionieren muss es eben.

Wie sind Ihre Ziele definiert? Sturm war ja erst unlängst Meister, Franco Foda hat wegen ständiger Wechsel mit nahezu laufend neuen Teams Großes geleistet. Wie gehen Sie mit dem Druck um?

HYBALLA: Der Druck ist okay, den hast du in diesem Beruf immer. Aber ich bin keiner, der schnell durchdreht - nach oben nicht und nach unten auch nicht. Warten wir ab, wie es nach drei Spielen aussieht, aber das Ziel ist ganz klar: ein internationaler Startplatz.

Wenn Sie sich selbst beurteilen: Wo sehen Sie Ihre Stärken und Schwächen?

HYBALLA: Eine Schwäche ist sicher meine Ungeduld. Als größte Stärke sehe ich meine Begeisterungsfähigkeit.

Welche Art von Trainer sind Sie? Sie sind sehr jung, sind Sie ein Kumpeltyp, der mit den Spielern ausgeht?

HYBALLA (lacht): Sicher nicht. Dazu hätte ich keine Lust und die Spieler sicher auch nicht. Aber auf meine Erfahrung angesprochen: Es mag schon sein, dass viele Kollegen älter sind als ich, aber ich bin seit fast 20 Jahren als Trainer im Geschäft, habe tausend Besprechungen gemacht, und Jugendtraining ist nichts anderes als Erwachsenentraining. Die Schürrles und Götzes sind ja nicht vom Himmel gefallen.

Aber worauf legen Sie als Trainer besonders Wert?

HYBALLA: Auf Arbeitsdisziplin. Also wenn ich rede, will ich, dass man mir zuhört, das ist alles. Da gibt's kein Tratschen, ich will konzentrierte Jungs bei der Arbeit sehen.

Ein spannender Teil Ihrer Biografie ist Ihr Abstecher nach Namibia. Sie waren dort ein Jahr in Afrika bei den Ramblers Windhoek als Coach tätig ...

HYBALLA: Ja, in Namibia, das war eine spannende Zeit. Aber das hat ja auch eine Geschichte dahinter, denn ich habe dort gemeinsam mit meinem Freund Georg Engelbauer viele Jahre eine Fußballschule für Kinder aufgebaut. Und auch heuer bin ich im Dezember wieder drei Wochen dort. Ich brauche das. Das ist mein Ausgleich. Ich habe sonst keine Hobbys, aber Afrika ist ein absolut geiler Kontinent.

Als Fußball-Globetrotter durch die Welt zu reisen reizt Sie nicht?

HYBALLA: Ich möchte zeigen, dass ich mich auch hier in Mitteleuropa durchsetzen kann.

Wo ist es exotischer: in Afrika oder in Graz?

HYBALLA: In Afrika ist die Hautfarbe anders, gut. Da war ich bei 10.000 Zuschauern oft der einzige Weiße. Aber ansonsten ist es da wie dort nicht exotischer als sonstwo. In Namibia spielen die ja auch nicht mit Kokosnüssen auf Sandplätzen. Das Einzige was mir auffällt, ist, dass hier - auch in Graz - viel gemeckert wird. So bin ich nicht. Das habe ich von Afrika gelernt: Das mache ich nicht. Mir geht es gut und ich weiß das zu schätzen.

Sie sind neu in der Stadt. Was haben Sie denn schon gesehen?

HYBALLA: Präsident Christian Jauk hat mit mir eine schnelle Sightseeing-Runde gedreht, aber das war's auch schon. Graz ist wunderschön, soviel hab' ich bereits gesehen. Aber ich gebe immer Vollgas, arbeite derzeit bis Mitternacht, bin also wirklich die meiste Zeit hier im Trainingszentrum.