Es herrschte eine gewisse Anspannung unter den Sturm-Fans. Nicht, weil sich Graz im freundschaftlichen Test gegen Paris St. Germain in Klagenfurt gemessen hatte, sondern weil es für die „Schwoazen“ ein Probelauf für die bevorstehenden Aufgaben in der Champions League sein sollte. Um die neue und natürlich nicht alltägliche Infrastruktur, die man zwar schon aus Cup-Finalspielen kennt, wieder zu verinnerlichen.

Amady Camara schoss das erste Tor der Grazer
Amady Camara schoss das erste Tor der Grazer © GEPA pictures

Etwa 23.000 wollten sich diesen Leckerbissen gegen die Franzosen nicht entgehen lassen, die zwar nicht mehr über jenen Glanz und Glamour verfügen, wie aus Zeiten von Messi, Neymar oder Mbappe. Aber die Fußball-Fans hatten die Chance, verheißungsvolle Aktien wie Joao Neves oder Warren Zaïre-Emery auf die Beine zu blicken. Sie sollen für den Umbruch der Pariser stehen. Denn die ganz großen Triumphe im Klub-Fußball blieben trotz Aber-Millionen an finanzieller Ausgaben bislang aus.

Schnelle Treffer

Und irgendwie drohte die Partie früh zu kippen. Ein Doppelschlag der Franzosen durch Mbaye und Soler sorgte binnen drei Minuten für vermeintlich klare Verhältnisse. Doch Sturm hatte schnell eine Antwort parat. Amady Camara spritzte bei lässigen Pässen der PSG-Innenverteidigung dazwischen und versenkte staubtrocken zum 1:2. Unmittelbar vor der Pause gelang Otar Kiteishvili schließlich der nicht unverdiente Ausgleich. Immerhin acht Torschüsse gaben die Grazer bis zu diesem Zeitpunkt ab.

Tochi Chukwuani lieferte gegen Marco Asensio und Co eine Talentprobe ab
Tochi Chukwuani lieferte gegen Marco Asensio und Co eine Talentprobe ab © GEPA pictures

Zwar wurde nicht gezaubert, doch der Rasen präsentierte sich als Star des Abends. Erst vor wenigen Wochen wurde der grüne Teppich nach den Rammstein-Konzerten verlegt. In vier Tagen wurde der ramponierte Belag abgetragen, die neuen Rollen mit einer Gesamtfläche von 8500 Quadratmetern ausgelegt. Rund 170.000 Euro musste der Konzertveranstalter dafür berappen. Sturm und PSG waren die ersten, die darauf spielen durften. Bis zu den ersten Auftritten des SK Sturm bei seinen Champions League-Heimspielen in Klagenfurt werden lediglich eine Handvoll Bundesliga-Partien von Austria Klagenfurt absolviert. „Der Rasen wird schon noch gefordert sein. In der Champions League werden neben dem Spiel auch zwei Abschlusstrainings absolviert. Das bedeutet eine große Belastung“, erzählt Stadion-Chef Daniel Greiner. Aber: Ein erneuter Rasentausch ist nach dem Snowboard-Big-Air im Jänner geplant. Bis dahin kümmern sich vier Greenkeeper um das grüne Gold.

UEFA zieht alle Register

Apropos Champions League: Hier haben der Sportpark Klagenfurt sowie Greiner viele UEFA-Auflagen zu erfüllen. Beinahe im Wochenrhythmus treffen die einzelnen Abteilungen ein um ihre Forderungskataloge abzugeben sowie die Anlage haargenau zu inspizieren. So wurden etwa bereits die Vorrichtungen für die Hawk-Eye-Kamera installiert, Glasfaserkabel verlegt. „Das ist schon eine ganz andere Hausnummer, wie da gearbeitet und vorbereitet wird“, schwärmt Greiner, der auch die Medientribüne verdoppeln muss. Und: „Es benötigt einen zweiten VIP-Klub, der in der Ballsport-Halle für 350 Leute eingerichtet wird. Ein Wunsch der UEFA.“

Zurück zum Spiel: Nach umfangreichen Wechselaktivitäten von Paris hatte Sturm nach Seitenwechsel die Kontrolle übernommen. Immer wieder drangen Sarkaria und Co. gefährlich bis zur Strafraumgrenze vor, hatten im Abschluss aber mehrfach Pech. Für eine Wiederholung des Erfolgs wie beim Test gegen PSG 2013 (3:1-Sieg) reichte es allerdings nicht. Und so entluden sich die Spannungen trotz turbulenter Schlussphase nicht mehr in Toren, sondern in einem kräftigen Sommergewitter am Klagenfurter Nachthimmel.