Aufgegeben hatte Christian Lichtenberger den Traum von der Bundesliga nie. Allerdings war jede Menge Geduld notwendig, ehe er im Alter von 28 Jahren beim Saisonauftakt gegen Salzburg in Erfüllung ging. „Ein unbeschreibliches Gefühl. Mit einem großen Verein wie dem GAK gegen Salzburg vor 9000 Leuten zu debütieren, ist unfassbar. Das wird mir nie wieder jemand nehmen können“, ist der Offensivspieler glücklich, dass das Warten ein Ende hat.

Einfache Frage, komplizierte Antwort

Die Frage, warum es mit der Premiere im Oberhaus so lange gedauert hat, hörte Lichtenberger schon öfter. Sie ist angesichts seiner Leistungen für die Rotjacken auch legitim. „Ich kann auf diese Frage keine Antwort geben, weil ich es selbst nicht weiß“, schmunzelt der Oberösterreicher. Den einen Grund gibt es wahrscheinlich auch nicht. Über die Jahre sammelten sich diverse Begründungen an.

Die simpelste: Vor einigen Jahren hätte es beinahe schon einmal mit einem Engagement bei der Admira geklappt, das sich wegen der Corona-Krise jedoch zerschlagen hat. 27 Tore und 32 Assists verbuchte Lichtenberger insgesamt in sechs Jahren 2. Liga. Dabei war er selbst bezüglich Zweitklassigkeit ein Spätstarter.

Schule, Größe, Freunde

Zum ersten Bruch in seiner Fußballer-Biographie kam es bereits in frühen Teenager-Jahren, als er das Landesausbildungszentrum in Steyr nach einem Jahr sausen ließ. Einerseits wegen der Kombination mit der Schule und dem ständigen Lernen abends nach dem Training. „Außerdem weiß man ja, dass ich nicht der Größte bin. Damals hat es in Österreich geheißen, dass man es als kleinerer Spieler nicht so leicht hat. Dann hat mich ein bisschen die Motivation verlassen“, erinnert sich der 1,72 Meter große Mittelfeldmann.

Eine Akademie hat er nicht von innen gesehen, dafür sehr früh im Erwachsenenfußball Erfahrungen gesammelt. Noch mit 21 Jahren lief er unterklassig für Union Dietach auf. Im Rückspiegel glaubt Lichtenberger, dass er sich über die Jahre den Ruf eines Spielers erwarb, der seinen Heimatverein nicht verlassen und am liebsten weiter mit seinen Freunden kicken möchte. Dass er ein heimatverbundener Familienmensch ist, sieht er selbst so. „Ich hätte schon ein Jahr früher zu Vorwärts Steyr wechseln können, wollte jedoch die Schule fertig machen. Gott sei Dank ist nach der Matura noch einmal ein Angebot von Vorwärts gekommen.“

Ein paar Minuten entfernt von Dietach gelang in Steyr gleich in Jahr eins der Aufstieg von der Regionalliga in die 2. Liga. Der damalige Trainer? Ein gewisser Gerald Scheiblehner. „Er wollte mich damals unbedingt haben. Grob gesagt ist er derjenige, der mich ins Profigeschäft gebracht hat“, sagt Lichtenberger. Heute kommt es Jahre später in der Bundesliga zum Wiedersehen mit dem nunmehrigen Coach von Blau-Weiß Linz: „Das wird sehr cool. ‘Scheibi‘ und ich haben uns immer schon gut verstanden. Ich freue mich, dass er Trainer in der Bundesliga sein darf und ich es auch nach oben geschafft habe.“

Auf seiner Reise dorthin traf er bei seinen weiteren Zwischenstopps in Lafnitz und Amstetten mit Ferdinand Feldhofer, Philipp Semlic oder Joachim Standfest auf weitere namhafte Trainer. Nach oben ging es schließlich mit Gernot Messner und dem GAK: „Das war natürlich ein Ziel von mir. Davor war ich bei Vereinen, die nicht den Aufstieg als Ziel hatten.“

Jamie Vardy als Antrieb, Barca als Traum

Die Rückkehr in die Bundesliga war für den GAK eine Erlösung, genau wie für einige seiner Kadermitglieder. Die Vision, nach oben zu kommen, war bei Lichtenberger stets da: „Ein Spieler wie Jamie Vardy war immer mein Antrieb, der war auch ein Spätzünder. Man darf nie aufgeben.“ Der spätere englische Nationalspieler wechselte erst mit 25 aus der fünften Liga zum damaligen Zweitligisten Leicester City, den der Goalgetter 2016 als Premier-League-Spieler der Saison zum märchenhaften Meistertitel schoss.

Wovon träumt Lichtenberger, wenn man solch eine Entwicklung sieht? „Naja, träumen tu ich von Barcelona und der Champions League. Träumen darf jeder“, lacht er. Limits möchte er sich auch keine setzen, aber vorerst gilt: „Jetzt will ich mich einmal in der Bundesliga etablieren und zeigen, dass ich mit meinen Qualitäten auch hier ein guter Spieler sein kann.“