Knalleffekt bei Serienmeister Salzburg. Trainer Matthias Jaissle wurde freigestellt. Aber der Reihe nach: Am vergangenen Mittwoch wurde erstmals darüber spekuliert, dass Matthias Jaissle Salzburg verlassen könnte. Am Donnerstag, zwei Tage vor dem Liga-Start in Altach, äußerte sich der Deutsche zu den Gerüchten: "Das ist nichts Neues für mich, ich fahre meine gewohnte Linie. Ich äußere mich nicht zu Spekulationen", meinte Jaissle.

Doch heute Vormittag wurde bekannt, dass an den Gerüchten doch etwas dran ist, die Verhandlungen sollen schon wesentlich weiter fortgeschritten gewesen sein, als das von allen Seiten zugegeben wurde. Zu Mittag dann die Bestätigung. Wie der Klub bekannt gab, wurde Jaissle von seinen Aufgaben entbunden. An dessen Stelle werden die Co-Trainer Florens Koch und Alexander Hauser am Samstag beim Meisterschaftsstart in Altach auf der Bank sitzen. Der Deutsche Jaissle ist der erste prominente Akteur aus der österreichischen Liga, der dem Lockruf des Geldes aus Saudi-Arabien folgt und wurde am Abend bei Al-Ahly auch offiziell vorgestellt.

Stephan Reiter sauer

"Wir sind der Ansicht, dass ein Trainer, der sich nur zwei Tage vor dem Start einer wichtigen Saison derart intensiv mit einem möglichen Klubwechsel beschäftigt, bei diesem Auftakt auch nicht dabei sein sollte", betonte Salzburgs Geschäftsführer Stephan Reiter. "Wir wollen mit voller Energie und Überzeugung in die neue Saison starten. Dafür benötigen wir 100 Prozent Fokus von allen Beteiligten."

Kommentar von Michael Lorber zum Abgang von Matthias Jaissle

Salzburg wird damit einen weiteren führenden Kopf der vergangenen Erfolgsjahre verlieren. Sportdirektor Christoph Freund wird ab September für den FC Bayern München arbeiten.

Von Liefering zu Salzburg

Jaissle stieg im Juni 2021 vom Liefering- zum Salzburg-Coach auf.
Als Nachfolger des US-Amerikaners Jesse Marsch verlieh der frühere
Verteidiger dem Salzburg-Fußball eine seriösere Note in Sachen
Spielanlage. Was durchaus zulasten der Attraktivität ging, resultierte in respektablen Vorstellungen in der Champions League (Gruppendritter, Achtelfinalteilnahme) und insgesamt nur drei Niederlagen (2x Sturm, Klagenfurt) in der Meisterschaft. In 92 Pflichtspielen unter Jaissle holten die Salzburger im Schnitt 2,28 Punkte.

Mit Jaissles Absprung würde ein vom Klub eigentlich fest eingeplantes Novum ausfallen: Der Deutsche wäre der erste Salzburg-Trainer in der Bullen-Ära (seit 2005), der den Ligakrösus in drei Bundesliga-Saisonen betreut. Beruhigen wird die Salzburg-Führung, dass der Klub neuerlich fix für die erst im September beginnende Champions League qualifiziert ist.

Seit dem aufsehenerregenden Transfer von Cristiano Ronaldo zu Al-Nassr ins Königreich sind dem portugiesischen Superstar viele Kollegen gefolgt. Jaissle wird wohl künftig Ex-Liverpool-Star Roberto Firmino, mit dem er als Profi in Hoffenheim zusammengespielt hat, trainieren. Champions-League-Sieger Riyad Mahrez (Manchester City), Goalie Edouard Mendy (Chelsea) oder Nordmazedoniens Ezgjan Alioski stehen ebenso bereits auf der Payroll des frisch in die 1. Liga zurückgekehrten dreifachen Meisters.