Sie beide gelten als die besten Fußballer, die die Steiermark je herausgebracht hat.

CHRISTOPH LEITGEB: Wirklich?
ZLATKO JUNUZOVIC: Das ist schön zu hören.

Sie haben in Ihrer Karriere 14 gemeinsame Spiele für das Nationalteam absolviert. Die Bilanz ist mit fünf Siegen und sechs Niederlagen negativ.

JUNUZOVIC: Da haben wir beide aber selten gemeinsam von Beginn an gespielt.
LEITGEB: Gegen Russland in der EM-Quali für 2016 schon. Da haben wir 1:0 gewonnen.

Wo haben Sie sich eigentlich kennengelernt?

LEITGEB: Als wir bei den Profis von Sturm und GAK gespielt haben. Wir haben uns gleich gut verstanden.
JUNUZOVIC: Auf Anhieb eigentlich. Na ja, bis auf das, dass er bei Sturm gespielt hat.
LEITGEB: Beim besseren Verein halt.

Die Derby-Bilanz bestätigt das. Sie haben in sechs Partien drei Siege gefeiert, Zlatko Junuzovic nur einen.

LEITGEB: Muss ich noch etwas sagen? Auch das letzte Derby 2007 haben wir 1:0 gewonnen.
JUNUZOVIC: Aber da waren wir wegen des drohenden Konkurses mental schon angeknackst.

Kurze Zeit später sind Sie beide aus Graz weggegangen.

LEITGEB: Dabei habe ich geglaubt, ich bleibe immer bei Sturm.
JUNUZOVIC: Jetzt bleibst du halt ewig in Salzburg.
LEITGEB: Ich bin ja auch nicht so der Wandervogel wie du. Es gibt ja Spieler, die jedes Jahr den Verein wechseln.
JUNUZOVIC: Mein Ziel war immer die Deutsche Bundesliga. Das habe ich geschafft. Und jetzt bin ich bei Salzburg, dem fünften Klub meiner Karriere.
LEITGEB: Nach Deutschland hätte ich 2010 auch gehen können. Mit Mönchengladbach waren die Verhandlungen schon weit vorangeschritten. Aber dann haben mich Huub Stevens und Didi Beiersdorfer umgestimmt, in Salzburg zu bleiben.

Christoph Leitgeb (links) und Zlatko Junuzovic 2007 im Grazer Derby
Christoph Leitgeb (links) und Zlatko Junuzovic 2007 im Grazer Derby © GEPA

Herr Junuzovic, warum spielen Sie wieder in Österreich?

JUNUZOVIC: Weil das Gesamtpaket passt. Die Mannschaft ist gut und die Ambitionen sind da, noch etwas zu erreichen. Und natürlich kann ich mit dem „Leiti“ zusammenspielen.

Sie haben 448 Profispiele in den Beinen, Christoph Leitgeb erst 412. Aber er hat 13 Titel gewonnen, Sie noch keinen.

JUNUZOVIC: Es wird Zeit, dass ich nachlege. Aber ein Selbstläufer ist das hier auch nicht. Für einen Titel gehört viel dazu.
LEITGEB: Du hast drei Jahre Vertrag. Da wird sich schon ein Titel ausgehen (lacht).

Sie gelten als ähnliche Spielertypen. Wer ist eigentlich größer?
JUNUZOVIC: Er ist knapp größer. Ich bin 1,72 Meter groß.
LEITGEB: Ich komme auf 1,73 Meter.
JUNUZOVIC: Das ist das Alter. Ich wachse vielleicht noch etwas (lacht).
LEITGEB: Ein bisschen schneller bin ich aber auch.
JUNUZOVIC: Na gut, vielleicht. Aber wir sind uns schon brutal ähnlich – vom Spielerischen und von der Bewegung. Bei uns passt auch die Chemie, auf dem Platz und abseits.

Sie beide sind 13 Jahre im Profifußball tätig. Wie bleibt man ein moderner Fußballer?

JUNUZOVIC: Unser Spielstil an sich hat sich nicht geändert. Vielleicht ist es etwas schneller und intensiver, aber wir beide setzen auf das Technische mit dem Ball und haben Spaß. Wir wollen Fußball spielen. Das ist immer gefragt. Du lernst immer mehr dazu, weil du neue Trainer bekommst und neue Facetten einfließen.
LEITGEB: Als Roger Schmidt in Salzburg Trainer wurde, war es am Anfang extrem ungewohnt, dass er auf das starke Pressing gesetzt hat. Aber es hat dann überragend funktioniert.

Sie sind beide erst einmal ausgeschlossen worden.

JUNUZOVIC: Und diese Gelb-Rote Karte war nicht zu geben.
LEITGEB: Gleich wie bei mir.

Aber Zlatko Junuzovic hat acht Gelbsperren abgesessen, Sie nur zwei. Warum?

LEITGEB: Ich habe ein gutes Auge im Ablaufen und das bessere Timing im Hineinrutschen (lacht).

In Ihrem Klub stehen 21 Legionäre im Kader. Ist der Fußball eine Art Vorbild für die Gesellschaft?

JUNUZOVIC: Das ist das beste Beispiel für Integration. Spieler aus vielen Kulturen und Ländern in der Kabine zu haben, ist einfach extrem spannend. Ich habe viele Freundschaften auf der ganzen Welt geschlossen. Die Politik ist kompliziert genug. Integration ist das Wichtigste. Es ist überall ein Geben und Nehmen – von den Leuten, die kommen, aber auch von der Hilfe, die man gibt.

Herr Leitgeb, Sie haben kroatische Wurzeln (Vater ist gebürtiger Kroate, Anm.). Auch wenn Sie wie Zlatko Junuzovic schon zurückgetreten sind: Das Nationalteam würde ohne Spieler mit Migrationshintergrund weniger gut dastehen, oder?

LEITGEB: Das belebt die Mannschaft, das sieht man ja nicht nur bei uns, auch Frankreich ist da ein super Beispiel.

Sie haben eine lange Verletzungshistorie. Wie kommt man damit klar?

LEITGEB: Bei mir war es immer das Knie. Ich habe mir 2008 den Meniskus gerissen und 2015 bin ich kurz vor dem Karriereende gestanden. Ich bin froh, noch immer spielen zu können, und fühle mich voll fit.
JUNUZOVIC: Dagegen hatte ich Glück. Zwei schwere Verletzungen, die mich je zwei Monate außer Gefecht gesetzt haben, waren es. Sonst nur kleine Wehwehchen. Ich bin froh, dass der Körper das so ausgehalten hat.

Sie sind beide Familienväter. Wie geht es Ihnen damit?

LEITGEB: Das ist schon toll, auch wenn manche Nächte etwas kürzer werden.
JUNUZOVIC: Du hast ja schon zwei Kinder. Da muss ich nachlegen (lacht).
LEITGEB: Wäre gut, wenn jemand in deine Fußstapfen tritt.
JUNUZOVIC: Wer weiß, mein Kleiner jagt schon dem Ball hinterher. Er hat einen guten rechten Fuß.

Ihre Karrieren werden nicht mehr ewig andauern. Was planen Sie im Anschluss?
JUNUZOVIC: Ich habe eine Sportmanagementausbildung abgeschlossen. Es ist klar, dass ich im Fußball bleiben werde. Denn Fußball hat mich mein ganzes Leben begleitet. Aber dafür ist noch Zeit.
LEITGEB: Bei mir gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass ich weiter im Klub bleibe und im Scoutingbereich aktiv werde. Aber auch bei mir steht die aktive Karriere noch im Fokus.

Käme eine Rückkehr in Ihren erlernten Beruf infrage?

LEITGEB: Als Werkzeugmacher könnte ich nicht mehr arbeiten, weil ich viel zu lange weg bin.

Sie haben beide Häuser in Graz. Werden Sie einmal in die Heimat zurückkehren?

LEITGEB: Ich auf jeden Fall.
JUNUZOVIC: Man weiß nie, was kommen wird. Aber in Graz lässt es sich richtig gut leben.

Wer braucht länger in der Dusche?

LEITGEB: Ich, weil ich älter bin. Bis ich ganz runterkomme zu den Füßen, dauert es.

Wer ist besser in der Hösche?

JUNUZOVIC: Ich, er spielt ja nur Pässe auf Kniehöhe.
LEITGEB: Wie bitte? Du bist im Training ständig in der Mitte.
JUNUZOVIC: Das mache ich mit Absicht. Ich trainiere manchmal das Ballverteilen, manchmal das Gegenpressing (lacht).
LEITGEB: Seit du da bist, hast du nur Gegenpressing trainiert.

Wer ist der Fittere?

LEITGEB: Der „Sladdi“, weil er der Jüngere ist.

Worum beneiden Sie den anderen?

JUNUZOVIC: Titel.

Welche Fußballeigenschaft unterscheidet Sie?

JUNUZOVIC: Mein Schuss ist besser.
LEITGEB: Sein Abschluss ist wirklich besser. In der Jugend war ich aber auch torgefährlich.

Wer hat den besseren Humor?

JUNUZOVIC: Der „Leiti“, der packt immer einen Schmäh aus. Ich kann aber auch lustig sein.

Das hat das Duo eindrucksvoll bewiesen ...