Denkt man an Juventus Turin, fallen einem da unweigerlich Fußballgrößen wie Alessandro Del Piero, Gianluigi Buffon, Dino Zoff, Michel Platini oder Zinedine Zidane ein, um nur eine Handvoll zu nennen. Denkt man an die "Alte Dame", wie der italienische Traditionsklub genannt wird, denkt man auch an den Rekordmeister der Serie A. 36 Meistertitel hat der Verein aus dem Norden Italiens seit seiner Gründung im Jahr 1897 gefeiert.
Vor allem der Einstieg der Agnelli-Familie, Mitbegründer des Automobilherstellers Fiat, im Jahr 1923 sollte dem Klub einen Stoß in die richtige, erfolgreiche Richtung geben. Bis vor wenigen Wochen war mit Andrea Agnelli der Enkelsohn von Edoardo Agnelli, der vor 100 Jahren die Partnerschaft mit dem Klub gestartet hatte, Präsident von "Juve". Er trat aufgrund des Vorwurfes der Bilanzfälschung im November 2022 zurück.
Ein Vorwurf, der sich vorerst bestätigen sollte. Am 20. Jänner 2023 wurde Juventus Turin mit einem Abzug von 15 Punkten sanktioniert, eine Teilnahme am internationalen Geschäft in der kommenden Saison über die Meisterschaft scheint somit mehr oder weniger unmöglich. Der Skandal und das Urteil wegen Bilanzfälschung, gegen das der Verein Berufung einlegen wird, ist ein weiteres negatives Kapitel der sportlich so glänzenden Klubhistorie.
In den frühen 2000er-Jahren sorgte erst ein Dopingskandal rund um den damaligen Klubarzt Riccardo Agricola für Schlagzeilen und später der große Manipulationsskandal im Jahre 2006, der für ein regelrechtes Erdbeben gesorgt hat. Er gilt als bisher größter Skandal in der italienischen Fußballgeschichte.
Luciano Moggi, damals Manager von Juventus, wurde beschuldigt, Schiedsrichter in der Saison 2004/2005 zugunsten seines Klubs manipuliert zu haben. Ihm wurden "mafiaähnliche Strukturen" vorgeworfen. Ausgerechnet in den Tagen rund um den Weltmeistertitel Italiens im Juli 2006 wurde das Urteil in erster Instanz gesprochen. Neben Juventus hätten auch der AC Florenz und Lazio Rom in die zweite Liga absteigen sollen. In zweiter Instanz durften Lazio und Florenz doch in der Serie A bleiben, nur Juventus musste tatsächlich in die zweitklassige Serie B absteigen, zudem musste der Klub die Saison mit 17 Minuspunkten beginnen, die Meistertitel 2004/2005 und 2005/2006 wurden Juventus ebenfalls aberkannt.
Für Aufsehen sorgten im Anschluss an das Urteil vor allem die Klublegenden Alessandro Del Piero, Gianluigi Buffon und auch Abwehrspieler Mauro Camoranesi. Trotz des Gewinns des Weltmeistertitels und zahlreicher Angebote anderer Klubs hielten sie Juventus im Gegensatz zu anderen Spielern die Treue, auch in der zweiten Liga. Trotz Minuspunkten zum Auftakt gelang dem Verein der direkte Wiederaufstieg in die Serie A, 2012 wurde wieder der Meistertitel in der höchsten italienischen Liga gefeiert, es war der erste von neun Titeln in Serie, die der Klub bis 2020 gewonnen hat.
Nach zwei für Juventus mäßigen Saisonen mit zwei vierten Plätzen war der Rekordmeister in der laufenden Saison wieder auf Top-3-Kurs. Wären da jetzt nicht die 15 Punkte Abzug. Es ist ein weiterer schwarzer Fleck auf der weißen Weste des italienischen Topklubs.