Wenn der sonst so zurückhaltende Luka Modric in Rage gerät, muss die Lage bei Real Madrid schlimm sein. "Wir können doch nicht in jedem Spiel schon zu Anfang Scheiße bauen, das ist fehlende Konzentration", klagte der Weltfußballer in für ihn ungewöhnlichem Ton nach der 0:2-Heimpleite gegen Real Sociedad am Sonntag. Real läuft den Ansprüchen hinterher, Trainer Santiago Solari ist angezählt.

Der Rückstand des Champions-League-Siegers auf Tabellenführer und Titelverteidiger FC Barcelona beträgt bereits satte zehn Punkte. Durch ein 2:1 bei Getafe sicherten sich die Katalanen in der Primera Division die inoffizielle Herbstmeisterschaft. Real ist nur Fünfter, noch hinter Stadtrivale Atletico, dem FC Sevilla und dem Überraschungsteam Alaves. Die "Marca" ging mit den Königlichen nach dem jüngsten Rückschlag hart ins Gericht. Real liege "in Trümmern", schrieb das Sportblatt.

Bei der Ursachenforschung für die seit Monaten steil nach unten zeigende Leistungskurve des Großclubs sind sich die Medien einig. Es sei ein schwerer Fehler gewesen, Jahrhunderttorjäger Cristiano Ronaldo nach Turin ziehen zu lassen. Mit nur 26 Toren in 18 Begegnungen verzeichnet Real die schlimmste Trefferausbeute seit 1993/1994, während "CR7" mit fast 34 Jahren Juve von Sieg zu Sieg schießt. Modric räumte ein: "Uns fehlt vorne die Treffsicherheit."

Nach einem mageren 2:2 bei Abstiegskandidat Villarreal und der Niederlage gegen das nicht unbedingt formstarke Real Sociedad - die Basken hatten zuvor zuletzt 2004 im Bernabeu-Stadion gesiegt - wird die Forderung an Clubboss Florentino Perez nach einer Runderneuerung des Kaders lauter. Leistungsträger wie Sergio Ramos (32), Modric (33), Marcelo (30), Karim Benzema (31) und Toni Kroos (29) sind endgültig in die Jahre gekommen, heißt es.

In die Schusslinie gerät erstmals auch Santiago Solari, der erst vor gut zwei Monaten den geschassten Julen Lopetegui abgelöst und im Dezember die Club-WM gewonnen hatte. Die Trophäe wurde vor Anpfiff noch stolz präsentiert, danach kam aber rasch die kalte Dusche in Form des ersten Treffers der Gäste per Elfmeter durch Willian Jose (3.). Real vergab danach Chance um Chance und haderte auch mit einem nicht gegebenen Elfmeter. Gegen nach Gelb-Rot für Lucas Vazquez dezimierte Madrilenen gelang Ruben Pardo (84.) die Entscheidung.

"Alles ist heute gegen uns gelaufen", sagte Solari über das Spiel. "Niemand" könne verstehen, warum der Elfer nicht gegeben wurde, betonte der Argentinier. Er sieht sich nun immer stärkerem Gegenwind gegenüber. Medial wurde sein Rauswurf bereits gefordert. "Sagt ihm danke und adios!", so der Aufruf von "Marca" an die Real-Chefetage.