In der 88. Minute entlud sich das Stadion explosionsartig. Kaum jemand hatte mehr mit dem Akt der Befreiung gerechnet, aber dann ist er doch passiert. Es war einer der wenigen durchdachten Angriffe von Red Bull Salzburg im Europa-League-Play-off gegen AS Roma. Strahinja Pavlovic flankte, Nicolas Capaldo köpfelte ein. Der österreichische Meister gewann 1:0 und darf hoffen. „Es war eine Kampfleistung, ein sehr disziplinierter Auftritt. Das ist nicht selbstverständlich für eine so junge Mannschaft“, meinte Matthias Jaissle. Die Aufstiegschancen beurteilt der Trainer moderat. „Das Spiel gibt uns Selbstvertrauen, doch wir dürfen nicht vergessen, welches Team uns da gegenübersteht. Wenn wir noch eine so mutige Leistung bringen, können wir es aber schaffen.“

Kommentar: Salzburgs Sieg gegen die Roma war ein Erfolg der Willenskraft

Der Charakter der Partie orientierte sich fast unerträglich lange an den Vorgaben von Jose Mourinho. In der ersten Phase hatte der legendäre Trainer seiner Mannschaft soziales Verhalten gegenüber den Gastgebern aufgetragen, es hätte als „Special-One-Catenaccio“ durchgehen können. Die Salzburger wollten den Portugiesen nicht enttäuschen, ließen es aber an Durchschlagskraft missen. Der nach langer Verletzungspause zurückgekehrte Fernando deutete sein Können nur an und der Mannschaft von Matthias Jaissle gelang es nicht, die Abwehr spielerisch auszuhebeln. Nachdem der Roma-Coach gesehen hatte, dass der Gegner über Absichtserklärungen nicht hinaus kam, ließen sich auch die Gäste auf die Offensive ein. Sie strahlten dabei mehr Gefahr aus, vor allem in Gestalt von Tammy Abraham. Der Stürmer hatte in der 43.

Minute nach einer weiten Vorlage von Bryan Cristante das 1:0 am Fuß, aber Philipp Köhn verhinderte den scheinbar unabwendbaren Rückstand.
Die Routine und Abgeklärtheit der Römer ließ dem jugendlichen Elan der Salzburger auch nach der Pause nicht den erforderlichen Gestaltungsspielraum. Das Bemühen war zu erkennen, doch große Torgelegenheiten gab es nicht, es schien, als würde AS Roma den „Bullen“ die Energie rauben. Damit nicht genug, ließen die Gäste immer stärker den Hang zu einem Auswärtstor erkennen. In der 81. Minute wäre es fast passiert, doch Köhn rettete nach einem Corner mit einem unglaublichen Reflex.

„Es ist nicht neu im Fußball, dass die bessere Mannschaft verliert“, sagte Mourinho mit etwas bitterer Miene, und er fügte hinzu: „Mein Team hätte den Sieg verdient.“