Einst ärgerte Ralf Rangnick mit Liga-Neuling 1899 Hoffenheim den großen FC Bayern. Acht Jahre später stellt er als nunmehriger Sportchef von RB Leipzig den deutschen Fußball-Primus erneut vor eine Aufgabe. Am Mittwoch (20.00 Uhr/live Sky) gastiert der bis dato sensationell agierende Aufsteiger unter Trainer Ralph Hasenhüttl im Schlagerspiel in München.

Mit einem Sieg würde der erst 2009 gegründete RasenBallsport Leipzig als Tabellenerster in die Winterpause gehen. Derzeit halten die Bayern und Leipzig bei je 36 Zählern. Rangnick blieb vor dem Spiel aber bescheiden. Die Meisterschaft für Leipzig in dieser Saison sei nach wie vor "ein nicht so sonderlich realistisches Szenario", meinte der RB-Sportdirektor gegenüber Sky. "Wir haben ambitionierte Ziele und wollen uns weiterentwickeln. Aber das Ganze muss mitwachsen."

Keine großspurigen Ansagen von Hoeneß

2008/09 stand Rangnick bei Hoffenheim als Trainer an der Seitenlinie, als der von SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp finanzierte Verein für Furore sorgte. Von den Bayern gab es für den aus der Kleinstadt Sinsheim stammenden Konkurrenten aber vornehmlich Häme. Bayerns Präsident Uli Hoeneß nannte Rangnick vor dem damaligen Dezember-Hit in der Allianz-Arena einen "Besserwisser". Die Bayern schlugen Hoffenheim dann nach einem späten Tor von Luca Toni mit 2:1.

Hoeneß sitzt bei den Münchnern auch heute - wieder - im Präsidentensessel. Mit großspurigen Ansagen hielt er sich nun zurück. Montag ließ Hoeneß mit der Aussage aufhorchen, dass er sich Hasenhüttl durchaus als Trainer der Bayern vorstellen könne. "Wenn wir irgendwann einmal einen deutschsprachigen Trainer suchen sollten, gehört er mit Sicherheit zu den drei Kandidaten, über die man nachdenken muss", sagte Hoeneß dem "kicker". Vorerst müsse sich der Steirer freilich einmal als Trainer "die Hörner abstoßen".

Gemeinsames Projekt von Hoeneß und Mateschitz?

Die verbale Zurückhaltung des 26-fachen Meisters in den Tagen vor der Partie gegen den finanzstarken Emporkömmling aus dem Osten könnte auch damit zusammenhängen, dass Hoeneß gemeinsam mit Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz ein Stadionprojekt in München vorantreiben will. Im Olympiapark soll eine Mehrzweckhalle entstehen. Im Vorfeld des deutschen Fußball-Gipfels soll es ein weiteres Gespräch geben.

Mateschitz saß bereits beim 2:0 der Leipziger im letzten Heimspiel des Jahres gegen Hertha BSC auf der Tribüne. Er gratulierte der Mannschaft mit den ÖFB-Internationalen Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker in der Kabine persönlich. Ilsanker meinte danach mit Blick auf die Partie zum Jahreskehraus: "Für uns spricht einiges, weil: Wir müssen nicht, wir wollen, wir können." Druck wollen sich die Leipziger keinen machen. "Alles kann, nichts muss", meinte auch Rangnick, der aber auch betonte: "Wir können gar nicht anders, als auf Sieg zu spielen."

Neuer erwartet "Duell auf Augenhöhe"

Die Bayern müssen sich darauf einstellen, dass RB auch auswärts versuchen werde, sein Spiel durchzuziehen. Bisher führte das zu elf Siegen und drei Remis aus 15 Spielen. Nur eine Niederlage - 0:1 bei Hasenhüttls Ex-Club Ingolstadt - leisteten sich die Leipziger. Sie haben die gleiche Bilanz wie die Bayern. Allein die Tore geben derzeit zugunsten der Münchner den Ausschlag (Bayern 35:9, Leipzig 31:12). Bayern-Torhüter Manuel Neuer erwartete deshalb "ein Duell auf Augenhöhe".

Für die damals wie nun Leipzig angefeindeten Hoffenheimer endete mit der Niederlage vor acht Jahren der Höhenflug. Torjäger Vedad Ibisevic verletzte sich in der Winterpause schwer, in der Rückrunde holte 1899 nur noch 20 Zähler und finalisierte die Saison auf Rang sieben. Meister wurde zwei Punkte vor den Bayern überraschend der VfL Wolfsburg.

Leipzig spielt mit jungen Hochkarätern

Leipzig scheint jedoch auch aufgrund der höheren Finanzkraft von Red Bull stärker als Hoffenheim damals. Vor allem der Kader ist breiter aufgestellt, Ausfälle können besser kompensiert werden. In der Offensive hat Hasenhüttl mit Sabitzer, Emil Forsberg, Timo Werner oder Yussuf Poulsen junge Hochkaräter zur Verfügung. Um viele Millionen geholte Akteure wie Deutschlands Nachwuchs-Teamstürmer Davie Selke oder der Schotte Oliver Burke müssen sich gedulden.