Nicht nur in ihrer Heimat Katalonien, sondern in ganz Spanien regiert seit Jahren "La Reina", zu Deutsch "die Königin", wie Alexia Putellas gemeinhin genannt wird. Die 29-Jährige ist der größte Star bei dieser Weltmeisterschaft, was auch 2,9 Millionen Follower auf Instagram bestätigen. Putellas ist überlebensgroß, beim FC Barcelona schon jetzt eine Legende und auf einer Ebene mit den ganz großen Stars des Kultklubs, wie beispielsweise ein Andrés Iniésta. Dieser beschrieb jüngst die Bedeutung der "Königlichen Hoheit" für den Verein: "Sie ist ein Vorbild und verkörpert das, was ein Klub verkörpern will."

Wie groß ihr Einfluss in Spanien mittlerweile ist, zeigte sich auch im Rückspiel des Champions-League-Halbfinales Ende April, als nach Bekanntwerden ihres Comebacks innerhalb einer Nacht 12.000 zusätzliche Tickets für das Spiel gegen Chelsea im Camp Nou verkauft wurden. Zum Einsatz kam die zweifache Weltfußballerin nicht, das kurze Aufwärmen an der Seitenlinie wurde dennoch von zehntausenden Fans bejubelt. "Die Königin ist zurück", titelten tags darauf die spanischen Medien.

Putellas sprach ein Machtwort

Die "Königin" ist nun auch zurück im Nationalteam. Durch das 5:0 gegen Sambia stehen die Spanierinnen, wie auch Japan, bereits vorzeitig im Achtelfinale und plötzlich ist wieder eine Euphorie zu spüren, die vor Monaten noch undenkbar schien. An dieser ist Putellas ganz maßgeblich beteiligt, obwohl sie in den ersten beiden Partien ohne Torerfolg blieb. Denn im spanischen Nationalteam eskalierte vor Monaten ein Streit zwischen Trainer Jorge Vilda und 15 Spielerinnen, die fortan nur mehr "Las quince", "die Fünfzehn" genannt wurden. In einem E-Mail an den spanischen Verband forderten sie Verbesserungen, klagten von fehlenden Ambitionen, schlechten Bedingungen und Unwissenheit des Trainers. Sollte es keine Veränderungen geben, werde man der WM trotz Einberufung fernbleiben, hieß es damals.

Als dann Wochen vor der Weltmeisterschaft mehrere betroffene Spielerinnen eine Rolle Rückwärts hinlegten und ins Team zurückkehrten, war von "Verräterinnen" und "Enttäuschungen" die Rede. Die Aufregung war groß, der nächste Streit vorprogrammiert – bis "La Reina" ein Machtwort sprach. Putellas, selbst lange Kritikerin des Trainers, gab ihre Teilnahme an der WM bekannt. Sie argumentierte, wie ihre Teamkolleginnen zuvor auch, mit den "signifikanten Verbesserungen", die es im Verband gegeben hätte. Der Unterschied: das Fußballvolk glaubte der Königin. Was zuvor noch als faule Ausrede bezeichnet wurde, war plötzlich Fakt. Putellas würde niemals lügen, so die öffentliche Wahrnehmung. Die Weltmeisterschaft war gerettet und Spanien ist nach zwei Siegen aus zwei Spielen plötzlich Favorit – der Königin sei Dank.