Der Mittelpunkt des Weltfußballs, er liegt seit jeher in Europa. Der Traum fast aller Spieler dieser Erde ist es, bei einem Topklub auf dem "alten Kontinent" zu spielen und so im Rennen um die Champions League, den höchsten europäischen Klubwettbewerb, mitmischen zu können. Die Premier League, La Liga, die Serie A und die deutsche Bundesliga sind jene Ligen, die ihre TV-Rechte um Unsummen in die ganze Welt verkaufen. Das Interesse an Ligen auf anderen Kontinenten, es hält sich international in Grenzen.

Erst dann, wenn die Karrieren der Fußballsuperstars in Europa dem Ende zugehen, erfolgt der Schritt in eine "exotische" Liga. Meist, um den Sport ebendort populärer zu machen. Und die Spieler können sich finanziell die Hände reiben. Jüngstes Beispiel: Lionel Messi, der mit 36 Jahren den Schritt in die USA gemacht hat. Schon der große Franz Beckenbauer ließ seine Karriere 1983 im Alter von 38 Jahren in New York ausklingen, wo er zwischen 1977 und 1980 schon gespielt hat. Auch die bereits verstorbene brasilianische Fußballlegende Pele wechselte als 35-Jähriger nach New York. Lothar Matthäus (damals 39), David Beckham (32), Zlatan Ibrahimović (37) oder Thierry Henry (33) wechselten in ihren 30ern über den großen Teich. Zwar stieg und steigt die Aufmerksamkeit für die Major League Soccer (MLS) durch namhafte Transfers. Richtig "einschlagen" wollte die Liga in Europa bisher aber nicht.

Gleiches gilt für Indiens Super League, die 2014 erstmals ausgetragen wurde. Mit dem französischen Welt- und Europameister Robert Pires (damals 41), Italiens Weltmeister Alessandro Del Piero (40), Ex-Arsenal-Star Freddie Ljungberg (38) wollte man die Fußballliga pushen. In Indien selbst wurden die Spiele gut angenommen, außerhalb des 1,4-Milliarden-Einwohner-Staates aber bis heute kaum – daran änderten auch die Fußballaltstars nichts.

Stars als Mittel zum eigenen Zweck

Die 2004 gegründete Chinese Super League lockt(e) internationale Stars ebenfalls mit hohen Gehältern. Ziel der Liga ist es, mit einer limitierten Zahl an Legionären (maximal drei nicht chinesische Akteure dürfen pro Team spielen) das Spiel in der Volksrepublik größer zu machen und eigene Talente dafür zu begeistern – um so eine starke Nationalmannschaft formen zu können. Erst einmal hat es eine chinesische Nationalmannschaft der Männer bisher zu einer WM geschafft, das war 2002 der Fall. Und doch: Vor einigen Jahren rief die Staatsführung den Weltmeistertitel als Ziel aus. Bis 2028, einem Jahr, in dem gar keine WM stattfindet, sollte man Weltmeister werden. Mission misslungen! Es sei denn, es kommt 2026 zur großen Sensation. Davon ist aber nicht auszugehen.

Und das, obwohl nicht nur ausrangierte Ex-Weltstars in Asien aktiv sind. Aktuell wertvollster Spieler der Liga ist der Brasilianer Oscar, der vor sechs Jahren als damals 28-Jähriger von Chelsea gekommen war. Österreichs Teamspieler Marko Arnautović ging als 30-Jähriger von England nach China, kassierte dort ordentlich ab und spielt seit 2021 wieder in Italien. Die These, dass Karrieren mit einem Engagement in einer "Geld-Liga" also zu Ende sind, hat "Arnie" widerlegt. Wie auch schon andere Spieler in den USA oder Asien, die wieder nach Europa zurückgekehrt sind.

Arabien als Fußballdestination wieder modern

Mittlerweile hat sich Saudi-Arabien als neueste Fußballdestination für Spieler im Herbst ihrer Karrieren herauskristallisiert. Der 38-jährige Cristiano Ronaldo machte den Anfang, sein Ex-Real-Kollege Karim Benzema (35) folgte ihm. Dass die arabische Welt Fußballstars höheren Alters lockt, ist aber nicht neu. Pep Guardiola (damals 32), Stefan Effenberg (35), Gabriel Batistuta (34), Raul (35) oder Mario Basler (35) zog es schon vor vielen Jahren Richtung Katar.

Was im Vergleich zu damals nun aber anders ist: Es sind nicht ausschließlich die Spät-30er, die es nach Arabien zieht. Zuletzt überraschte die saudi-arabische Liga etwa mit den Transfers des 26-jährigen Ruben Neves (Wolverhampton) oder Sergej Milinković-Savić (28) von Lazio Rom. Das Ex-Chelsea-Trio N'Golo Kante (32), Edouard Mendy (31) und Kalidou Koulibaly (32) spielt ab kommender Saison ebenso in Saudi-Arabien wie Ex-Liverpool-Star Roberto Firmino (31).

Auch für Saudi-Arabien wird aber wohl das Gleiche gelten wie für die Ligen in den USA, China oder Indien. Die Aufmerksamkeit, sie steigt im Rahmen der getätigten Transfers kurz. Davor und danach wird das Fußballweltgeschehen aber in Europa bestimmt. Eine Verschiebung der Machtverhältnisse ist auch mit den zahlreichen Millionenbeträgen (noch) nicht in Sicht.