Von den Emotionen überwältigt und mit Tränen in den Augen stand er da. Gerhard Struber hatte den FC Barnsley soeben zum Klassenerhalt in der zweiten englischen Fußballliga geführt. Mitte November 2019 übernahm der gebürtige Salzburger die Aufgabe in South Yorkshire. Eine Million Euro Ablöse überwiesen die Engländer nach Wolfsberg, um sich die Dienste des 43-Jährigen zu sichern. Struber galt zu diesem Zeitpunkt als ganz heiße Aktie. In der Meisterschaft führte er die Kärntner auf Platz drei. Dazu wurde ganz Europa aufmerksam auf den WAC. Der Grund war unter anderem ein 4:0-Sieg in der Europa League bei Mönchengladbach.

Dennoch konnten den Wechsel nicht alle nachvollziehen – vor allem aus sportlicher Sicht. Barnsley lag nach 16 Runden mit nur neun Punkten auf dem 24. und letzten Platz in der Championship. Struber strafte aber alle Lügen. Und irgendwie passte es auch zum Wandervogel, nach nur 21 Pflichtspielen weiterzuziehen. Schon als Spieler legte er eine ereignisreiche Profikarriere hin. Von Kuchl aus ging es zu Austria Salzburg, Puch, Admira, Wörgl, Bad Bleiberg, LASK, Schwanenstadt, Hallein, Friedburg und Leogang. Mit Austria Salzburg feierte er 1995 und 1997 zwei Meistertitel.

Seine ersten Trainersporen erarbeitete sich Struber auch in Salzburg. Von 2007 bis 2019 schaffte er es vom Nachwuchs-, Akademie- und Liefering-Trainer bis zum Scout und Co-Trainer bei den Profis. Genau diese Red-Bull-DNA mit exzessivem Gegenpressing und möglichst viel Ballbesitz verinnerlichte er und trichterte sie so gut wie möglich auch Barnsley ein. In einer Liga, in der spielerische Glanzlichter Mangelware sind und auch taktisch viel Luft nach oben ist, erweist sich Strubers Herangehensweise als innovativ und konträr. Der Erfolg spricht für sich. Der Klassenerhalt wurde geschafft. In der bereinigten „Struber-Tabelle“ hätte sein Team Rang 13 belegt. Trotz Vertrag bis 2022 dürften Interessenten wohl Schlange stehen. Für einen Wandervogel kein Problem.