Heute um 12 Uhr gibt der deutsche Fußball-Teamchef Joachim Löw seinen ersten Teamkader nach dem WM-Debakel in Russland bekannt. Uli Hoeneß, Präsident von Bayern München, glaubt nicht an große Veränderungen in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei deren erster Zusammenkunft nach dem WM-Debakel in Russland. "Ich glaube nicht, dass da viel rauskommt", sagte Hoeneß vor der Präsentation der WM-Analyse von Löw und der Nominierung des ersten Kaders der Saison am (heutigen) Mittwoch.

"Der Jogi Löw wäre unklug, alles in breiter Öffentlichkeit zu diskutieren. Wenn es etwas zu diskutieren gab, dann hat er das schon längst mit den Verantwortlichen des DFB gemacht und wird gegebenenfalls mit den Wichtigsten, den Spielern, darüber reden", sagte Hoeneß: "Ich halte nichts davon, eine Alibi-Veranstaltung zu machen vor den Medien, um den tollen Hecht zu spielen."

Hoeneß bezeichnete das erste deutsche Vorrunden-Aus bei einer WM gleichwohl als alarmierend. Trotzdem müsse man "Ruhe bewahren", meinte der Weltmeister von 1974. "Man muss natürlich das eine oder andere ändern. Aber das Allerwichtigste ist aus meiner Sicht, dass die Mannschaft wieder mehr arbeitet und mehr kämpft und sich nicht so in ihr Schicksal ergibt, wie das in Russland der Fall war. Ein Spiel wie gegen Südkorea, wo wir gegen einen zweitklassigen Gegner in 90 Minuten fast keine Torchance herausspielen, obwohl jeder wusste, dass es um Sein oder Nichtsein ging, ist ein Alarmzeichen", sagte er.

Fans bei Löw skeptisch

Seinen Verein, der in der Regel die meisten Nationalspieler stellt, sieht Hoeneß in einer Schlüsselrolle beim Neustart: "Ich weiß nur, dass die Nationalmannschaft nur dann wieder gut wird, wenn der FC Bayern gut ist. Und daran müssen wir arbeiten." Die Fans sind allerdings skeptisch. Nur gut ein Viertel der deutschen Fußball-Fans traut Löw einen erfolgreichen Neustart zu. Dagegen gaben 57,5 Prozent der befragten Sportinteressierten in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Civey für das Nachrichtenportal "t-online.de" an, ihrer Meinung nach werde Löw mit dem Nationalteam nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen können.

Der ehemalige DFB-Sportdirektor Matthias Sammer sieht auch strukturelle Probleme als Ursachen für die Misere. Es brauche mehr Fußballkompetenz im Verband auf allen Ebenen wie Trainer oder Jugendausbildung, meinte der Ex-Europameister. "Die Probleme des deutschen Fußballs haben nicht allein mit der deutschen Nationalmannschaft und ihrem Abschneiden zu tun", sagte Sammer.