Nach der Veröffentlichung des Garcia-Berichts fühlen sich die lange kritisierten WM-Gastgeber in Russland und Katar bestätigt. Mit einer demonstrativen Unschuldsbeteuerung und einem Seitenhieb auf westliche Medien reagierten Russlands WM-Organisatoren auf die Ergebnisse in dem am Dienstag vom Fußball-Weltverband (FIFA) überraschend publik gemachten Bericht.
WM-Geschäftsführer Alexej Sorokin betonte, man sei froh über die Veröffentlichung. Außerdem warf er internationalen Medien eine tendenziöse Berichterstattung vor: "Man sollte die Schlussfolgerungen des Berichts zur russischen Bewerbung lesen, um zu sehen, dass alle Anschuldigungen durch westliche Medien unbegründet sind."
Katar sieht Kredibilität wieder hergestellt
Auch Katar sieht seine Kredibilität wieder hergestellt. "Wir glauben, dass das Ausmaß unserer Kooperation bei der Untersuchung und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen eine Rechtfertigung der Integrität unserer Bewerbung sind", zitiert die englische BBC das Organisationskomitee in Katar.
In dem Untersuchungsbericht von FIFA-Chefermittler Michael Garcia aus dem Jahr 2014 wurden zwar diverse Geldflüsse in Millionenhöhe aus Katar oder über Mittelsmänner an Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees notiert, diese konnten aber demnach nicht den WM-Machern zugeordnet werden.
Zerstörte russische Computer
Keine gravierenden Verstöße ordnete Garcia den Russen im umstrittenen Vergabeprozess zu. Notiert wurden Geschenke und Annehmlichkeiten wie Kreml- und Ballettbesuche für FIFA-Wahlmänner und deren Familien. Diese seien aber nicht per se durch den FIFA-Verhaltenskodex verboten gewesen. Allerdings: Die Computer des russischen Bewerbungskomitees waren zum Zeitpunkt der Untersuchung zerstört. Welche Unterlagen fehlen, konnten die FIFA-Ermittler nicht mehr rekonstruieren.
Die FIFA hatte am Dienstag unerwartet den Untersuchungsbericht von Garcia zur umstrittenen WM-Vergabe 2018 und 2022 veröffentlicht. Auf der FIFA-Internetseite wurden die im Mai auf Initiative von FIFA-Präsident Gianni Infantino abgelösten Ethikchefs Hans-Joachim Eckert und Cornel Borbely dafür verantwortlich gemacht, dass der seit dem Herbst 2014 vorliegende Bericht nicht früher publik gemacht wurde. Beide wehrten sich gegen die Vorwürfe.
Gegen die gültigen FIFA-Regeln
Eckert und Borbely sehen in der Veröffentlichung des Garcia-Reports einen Verstoß gegen die gültigen Regeln des Weltverbandes. "Abschließend gilt festzuhalten, dass sich Herr Infantino bis zum heutigen Tage nie wegen einer Veröffentlichung an uns gewandt hat", teilten die Top-Juristen in einem Statement auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Eckert und Borbely stellten zudem fest, dass die Veröffentlichung nicht mit den FIFA-Regeln vereinbar sei.
Weiter erinnerten die Juristen an einen Beschluss des damaligen FIFA-Exekutivkomitees aus dem Jahr 2014, wonach nur Eckert über eine Veröffentlichung befinden könne, "sobald alle Verfahren, inklusive möglicher Rekurse vor dem CAS, beendet sind." Dies sei allerdings bisher nicht der Fall. Eine FIFA-Reaktion zu der Erklärung ihrer ehemaligen Ethikhüter lag vorerst nicht vor.