"Ich bin ja auch in dieser schwierigen Zeit unglaublich getragen worden von den Leuten", sagte Uli Hoeneß der "Bild"-Zeitung über die knapp zwei Jahre seiner Haft. "Bei den 5.500 Briefen, die ich während der Haftzeit bekommen habe, waren vielleicht fünf schlechte."
Auf die Schreiben antworten konnte Hoeneß nach eigenen Worten nicht. "Sie müssen wissen, dass jeder Brief von mir vor dem Abschicken durchgelesen worden wäre", erläuterte er. "Und jeden Brief hätte ich darauf abstellen müssen, dass nicht irgendetwas vielleicht Verdächtiges darin gestanden hätte. Das wäre Stress pur gewesen." Auch sonst schreibe er nie Briefe zurück, sondern rufe Absender an.
Das Münchner Landgericht hatte den Präsidenten des FC Bayern München im Jahr 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Nach 21 Monaten in Haft war Hoeneß auf Bewährung vorzeitig nach Hause entlassen worden.
In seiner Zeit im Strafvollzug habe er, wo es möglich war, anderen Menschen Hilfestellung geleistet. "Ich war eine Zeit lang auf der Krankenstation, und wenn einer Magenschmerzen hatte, dann ist er eben zu mir gekommen, und ich habe dann versucht zu helfen", erzählte Hoeneß im "Bild"-Interview. "Und meinen Job in der Kleiderkammer habe ich genutzt, um den Insassen möglichst neue Kleider auszugeben, wenn ihre Anziehsachen abgenutzt waren. Damit sie zumindest ein bisschen ihrer Würde behalten, wenn sie morgens in den Spiegel schauen."
Er habe sich in der Haft nicht persönlich verändert, so Hoeneß. Aber er habe dort viel intensiver gelebt. "Man hat ja keine Ablenkung. Ich habe Tag und Nacht darüber nachgedacht, wie ich die Zeit sinnvoll gestalten kann." Das heiße für ihn: anderen helfen. "Jemand aus der Gefängnisleitung hat mir am Schluss gesagt: 'Sie werden der erste Gefangene sein, der hier rausgeht und einen Fanklub bei den Beamten und bei den Mitgefangenen hat.' Das war ein großes Kompliment."
Nach seiner Rückkehr ins Amt des Bayern-Präsidenten neun Monate nach seiner Haftentlassung am 25. November wird es für Hoeneß nicht der erhoffte Teilzeit-Job werden. "Ich habe festgestellt, dass der FC Bayern zuletzt noch mal enorm gewachsen ist. Als ich gesagt habe, vielleicht könne ich das Amt in zwei, drei Tagen pro Woche ausüben - das kann ich jetzt schon revidieren. Das ist nicht möglich", sagte der 64-Jährige.
Viel vornehmen müsse er sich in seiner zweiten Amtszeit nicht mehr, versicherte Hoeneß in dem Interview. "Ich habe bewiesen, dass ich das kann." Er wolle "sehr emotional sein und dabei helfen, diesen Verein abzuheben von den anderen". Viele Clubs seien "sehr große Geldmaschinen geworden", sagte der alte und neue Bayern-Präsident. "Geld spielt bei uns natürlich auch eine große Rolle, aber wir müssen weiterhin dieser andere Fußballklub sein. Wirtschaftlich vernünftig, aber auch sehr emotional. Dazu will ich meinen Beitrag leisten."