Ein Interview im aktuellen SPORTMAGAZIN mit dem Sportrechtsexperten Christian Flick sorgt in Teilen der Fußball-Branche für Stirnrunzeln. Denn auf die Frage, welche Spieler in Österreich von ihren Managern falsch beraten werden, verstößt der 59-jährige Rechtsanwalt gegen ein stilles Abkommen der Netiquette.

Namentlich streicht Flick Negativbeispiele hervor: Daniel Beichler, Erwin Hoffer und Marco Djuricin. "Beichler und Hoffer sind Beispiele, wie's eigentlich nicht sein sollte. Djuricins Wechsel wirken, als wäre er permanent auf der Flucht. Karriereplanung sieht für mich anders aus."

"Berater freuen sich, wenn ein Spieler scheitert"

Zwar kalmiert Flick mit den Worten, den Beratern gar keine Schuld geben zu wollen, legt aber im folgenden Satz nach: "Die Vermittler geben heutzutage eine Rundumbetreuung vor, führen sie aber nicht durch. Überspitzt gesagt freuen sie sich sogar, wenn ein Spieler scheitert, weil sie ihn dann wieder transferieren können." Deutliche Worte. Und deutliche Kritik an den Beratern der genannten Spieler. Flick nimmt sich dabei zwei der führenden Berater des heimischen Fußballs vor: Max Hagmayr (u.a. Lazaro, Klein, Hoffer, Beichler) sowie Alexander Sperr, der neben Marco Djuricin auch Philipp Schobesberger, Raphael Holzhauser und weitere Kicker betreut.

SPORTNET erreichte Max Hagmayr auf dem Weg zu einem Treffen mit seinem Klienten Robert Gucher in Italien, um ihn mit den Vorwürfen seines Kollegen zu konfrontieren. In einem langen Telefonat kann Hagmayr seine Verwunderung nicht verbergen. "Mich überrascht das. Denn Flick ist schon viel zu lange aus dem Geschäft raus, um solche Dinge beurteilen zu können. Offenbar hat er ziemlich viel Zeit. Der letzte Transfer, den er abgewickelt hat, ist wahrscheinlich 20 Jahre her. Er ist einfach nicht am letzten Stand, das sage ich in aller Deutlichkeit," versucht Hagmayr die Kritik an seiner Person zu kontern.

"Motive, die ich nicht kommentieren will"

"Es überrascht mich, denn wir kennen uns schon lange. Hinter seinen Aussagen sind Motive, die ich nicht kommentieren will. Flick spricht über Dinge, in die er nicht involviert ist. Er kommentiert, ohne über Fakten Bescheid zu wissen." Die Rückschläge im Karriereweg seiner Klienten Hoffer und Beichler seien nämlich weder auf ein Versagen der Spieler, noch des Beraters zurückzuführen. Denn "Spielerentwicklungen sind nicht komplett beeinflussbar, auch nicht vom Berater", wie Hagmayr erklärt. "Da stecken so viele Faktoren dahinter, wie Verletzungen, Trainerwechsel, persönliche Facetten, die ich jetzt nicht Preis geben will. Im Fußball gibt es nie Gewissheit."

Zudem würde er Spieler nicht verschachern, sondern Begehren erfüllen. "Die letzte Entscheidung bei Transfers trifft immer der Spieler. Und wenn dieser unbedingt ins Ausland will, auch wenn es ein tolles heimisches Angebot gibt, dann muss ich ihm diesen Wunsch erfüllen." Aussagen, mit denen Hagmayr auf den Fall Beichler anspricht. 2010 wechselte der Offensivspieler von Sturm Graz zur Hertha aus Berlin und schlug dafür aus fußballromantischen Gründen ein äußerst lukratives Angebot von Red Bull Salzburg aus. In Berlin verlor Beichler seinen Flow. Heute kickt er in St. Pölten.

Marco Djuricin wehrt sich

In Berlin stagnierte übrigens nicht nur eine Karriere. Marco Djuricin heuerte 2008 bei der Hertha an, wurde in der Hauptstadt aber nicht glücklich. 2013 wechselte er zu Sturm, mit sportlichem Erfolg. "Bei der ersten Gelegenheit war er aber wieder weg. Next stop Salzburg – dort gab's Schwierigkeiten mit Adi Hütter, dann hat er unter Peter Zeidler keine Chance gesehen. Also ab nach England. Karriereplanung sieht für mich anders aus", kritisiert Flick, negiert aber Djuricins uneingeschränkten Stammplatz beim Londoner Klub Brentford.

Auf SPORTNET-Nachfrage erklärt Djuricin seine Sicht der Dinge: "Wenn er denkt, dass das eine Flucht war, dann ist das seine Meinung. Aber ich denke, das war keine Flucht, sondern es hat sich einfach in beiden Fällen eine andere Möglichkeit ergeben. Und mit Salzburg haben wir eingesehen, dass es jetzt – in dieser Zeit – nicht so gut geklappt hat." Sein Karriereplan hätte es vorgesehen, maximal zwei Jahre nach seiner Rückkehr in Österreich zu bleiben. "Wenn ich bei Salzburg extrem gut gespielt hätte, wäre ich vielleicht zu Leipzig gegangen."

Doch auch wenn es mit einem Wechsel zu RB Leipzig vorerst nicht klappte, ist Djuricin von seinem neuen Klub begeistert. Der Transfer nach England ist für ihn nur logisch: "Ich spiele hier jede Woche in tollen Stadien und gegen bessere Verteidiger. In Österreich würde ich vier Mal im Jahr gegen die gleiche Mannschaft spielen." Alles gut also, nicht nur weil der 22-Jährige für seinen neuen Klub bereits dreimal netzte. Alles? Vielleicht nicht unbedingt. Denn auf die Frage, ob er mit seinem Berater Alexander Sperr (Goodwin Sportmanagement) zufrieden sei, sagt Djuricin: "Über das möchte ich nichts sagen."