Joseph S. Blatter und die später Erkenntnis: Nun bedauert der Schweizer, dass er im Sommer 2014 nicht  zurückgetreten ist. "Ich hätte den Mut aufbringen und mich nach der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zurückziehen sollen", sagte der Chef des Fußball-Weltverbandes (FIFA) der russischen Agentur Tass.

Die Begründung, wie so oft: Er wäre ja, aber. . . Oder, wie es sich liest: "Aber mich haben fünf von sechs Kontinentalverbänden angefleht zu bleiben (...). Sie hatten Angst, dass jemand aus Europa an die Macht kommt und die UEFA dann den gesamten Weltfußball kontrolliert", sagte Blatter. 

Platini hat den Skandal provoziert

Und dann holte Blatter in dem am Mittwoch veröffentlichten Interview zum Rundumschlag aus: Der Schweizer warf UEFA-Chef Michel Platini vor, den FIFA-Skandal provoziert zu haben. "Von Anfang an war ich das Ziel der Attacken. Und arrangiert hat das alles Michel Platini. Es ist etwas Persönliches."

Und er attackierte weiter: "Mindestens 140 Verbände können ohne die FIFA nicht überleben. Und diese Leute wollen jemanden, der mit der gleichen Idee vorangeht, dass der Weltfußball nicht nur die Champions League ist", sagte Blatter. "Ich denke, die meisten Kandidaten wollen das auch so, mit Ausnahme von Platini!"

Blatters Ziel: Nur nicht Platini

Blatters vielleicht letztes Ziel in seiner am 26. Februar zu Ende gehenden Präsidentschaft ist offensichtlich, Platini als seinen Nachfolger zu verhindern. Das Verhältnis der beiden wichtigsten Fußball-Funktionäre basiert nur noch auf tiefer Abneigung.

Der 79-jährige Schweizer betonte, es sei wichtig für sein Erbe, dass sein Nachfolger die Entwicklung des Fußballs vorantreibe. Das könne auch nicht der ebenfalls zur Wahl stehende UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino. "Falls Infantino zur Wahl antritt, hat Europa keine Chance. Die Mehrheit der Verbände mag ihn nicht."

Nur sieben Kandidaten

Indes haben die Mitgliedsverbände des Fußball-Weltverbands (FIFA) nur sieben statt der erwarteten acht Kandidaten für das Amt des neuen FIFA-Präsidenten vorgeschlagen. Ex-Profi David Nakhid aus Trinidad und Tobago fehlte am Mittwoch auf der Liste, die die FIFA veröffentlichte. Er hatte nicht genug Unterstützungen, weil einer der Verbände, die für ihn unterschrieben, auch schon einen anderen Kandidaten unterstützt hatte.

Die Bewerbungen des Jordaniers Prinz Ali bin al-Hussein, von Musa Bility aus Liberia, des Franzosen Jerome Champagne, von UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino, des asiatischen Verbandschefs Scheich bin Ibrahim Al Chalifa und von Tokyo Sexwale aus Südafrika werden nun vom Ad-hoc-Wahlkomitee beurteilt. Das Gremium entscheidet, ob ein Kandidat zur Wahl am 26. Februar 2016 zugelassen wird. Die Untersuchungskammer der FIFA-Ethikkommission wird zudem die Integrität der Kandidaten überprüfen.