Die Bundesanwaltschaft in der Schweiz ermittelt in der Korruptionsaffäre des Fußball-Weltverbandes (FIFA) nun endgültig gegen FIFA-Chef Joseph Blatter. Bereits am Donnerstag wurde "ein Strafverfahren wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie - eventualiter - wegen Veruntreuung eröffnet", schrieb die Schweizer Bundesanwaltschaft in einer Mitteilung.

Blatters Anwalt Richard Cullen, der den Schweizer in den USA vertritt, wieß Vorwürfe zurück. "Es hat sicher keine Misswirtschaft stattgefunden." Gleichzeitig betonte er, dass der 79-jährige FIFA-Boss mit der Staatsanwaltschaft kooperiere. 

Die konkreten Vorwürfe

Nach Berichten von Blick.ch bestehe dabei einerseits der Verdacht, dass Blatter am 12. September 2005 mit der CARIBBEAN FOOTBALL UNION (deren Präsident Jack Warner war) einen für die Fifa ungünstigen Vertrag abgeschlossen habe. Andererseits geht es darum, dass er bei der Umsetzung des Vertrages gegen die Interessen der FIFA verstossen habe. Vor einer Woche waren Dokumente aufgetaucht, dass Blatter TV-Rechte weit unter dem Marktpreis verkauft habe.

Blatters Anwalt Cullen zeigte sich zuversichtlich, dass sich herausstellen werde, dass der von den Behörden überprüfte Vertrag ordnungsgemäß vorbereitet und von den zuständigen FIFA-Mitarbeitern ausgehandelt wurde.

Auszüge aus dem Schweizer Strafgesetz:

Ebenfalls im Visier: Zahlung an Platini

Zudem wird Joseph Blatter eine treuwidrige Zahlung von zwei Millionen Franken im Februar 2011 an Uefa-Präsident und (heute) Intimfeind Michel Platini vorgeworfen - angeblich für die zwischen Januar 1999 und Juni 2002 geleisteten Dienste. Der Franzose verteidigte diese Zahlung: "Dieser Betrag steht in Bezug zu meiner Arbeit, die ich unter einem Vertrag mit der FIFA geleistet habe, und ich bin froh, dass ich diese Angelegenheit mit den Behörden klarstellen konnte", sagte er.

Wolfgang Niersbach, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, war fassungslos. "In der heutigen Exko-Sitzung ist das mit keiner Silbe erwähnt worden", sagte Niersbach.

"Die Nachricht macht mich fassungslos"

"Ich habe das FIFA-Gebäude in dem Glauben verlassen, dass sich Sepp Blatter in der angesetzten Pressekonferenz zur aktuellen Lage äußern wird. Erst später habe ich erfahren, dass durch die Schweizer Behörden ein Verfahren gegen ihn eröffnet worden ist. Die Nachricht macht mich fassungslos", erklärte der DFB-Präsident in einer schriftlichen Stellungnahme.